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Chronik Gau-Weinheim seit 767



zusammengestellt von Erwin Gottschlich, Gau-Weinheim, 28.01.2003


Gau-Weinheimer Bürgertreff e.V 1990 © Erwin Gottschlich

Chronik Gau-Weinheim seit 767 - PDF Datei


Vor etwa 10 Millionen Jahren Funde von "Riesenmensch" Text

Fibeln aus Alzey und Gau-Weinheim Text

Was ist es um Gau-Weinheim - Von Franz Joseph S p a n g Text

Die Vergangenheit - auf den Spuren von Ur- und Vorgeschichte Text

Flurnamen von Gau-Weinheim Text

456 Die Franken kamen ins Land Text

764 Graf Cancor gründet Kloster Lorch Text

767 Schenkungsurkunde an Kloster Lorsch Text

771 Schenkunge an Kloster Lorsch Text

772 Wihinheim (E. Förstemann 1916, 1326) Text

774 in Wigenheim marca (Codex Laureshamensis II, 5.386; Lorscher Codex III, Nr.1325) Text

784 in Wigenheim marca Text

962 Wienheim (E. Förstemann 1916, 1326) Text

1180 Kath. Kirche - noch 2 Steinmasken am alten Chor erhalten Text

1311 Ort wird an den Grafen Simon von Sponheim verpfändet Text

1314 an winheimer marke (Bi-HStADa A2/Bi; L. Baur II, Nr.750) Text

1330 wynheym (HstADa A2/Wa; L. Baur III, Nr.986) Text

1331 kath. Kirche St. Katharina Text

1340 Wienhem Text

1346 wyenheim Text

1391 kath. Kirche St. Katharina Text

1391 Wyenheim Text

1429 In späterer Zeit kommt Dorf zum Oberamt Alzey Text

1535 Die wichtigste Urkunde für Weinheim ist das Weistum. Text

1569 Gasthaus zur Krone wird erbaut Text

1576 Bäckerei Theiß Text

1590 Weinheim (StAWü Mainzer Jurisdiktionalbuch Nr.27, 147v) Text

1581 Auch nach Gau-Weinheim kam die Reformation. Text

1604 Torbogen am kath. Pfarrhaus Text

1605 Die alte Pfarrbesoldung Text

1651 evangelischer Pfarrer Heinrich Eßlinger aus Zürich Text

1707 Kirche St. Katharina fällt durch Los an die Katholiken Text

1705 Kath. Kirche St. Katharina Text

1740 Kath. Kirche wird erneuert Text

1742 Kath. Kirche St. Katharina Text

1749 Turm der ehemaligen Friedhofsbefestigung Text

1755 Kreuzkapelle auf dem Wißberg wird erbaut Text

1794 Kreuzkapelle auf dem Wißberg wird zerstört Text

1797 Nieder Weinheim (Schmitt' sche Karte 23) Text

1815 Im Jahre 1815 betrug die Einwohnerzahl 406. Text

1816 Provinz Rheinhessen gebildet Text

1818 erhielt Rheinhessen seinen Namen Text

1828 Ortsname "Bell Weinem" oder "Giegemer" Text

1830 Niederweinheim (G. W. J. Wagner 1830, 85) Text

1849 Gefecht in Kirchheimbolanden Text

1857 Kreuzkapelle auf dem Wißberg wird wieder errichtet Text

1864 Die evangelische Kirche wird eingeweiht Text

1869 Gau-Weinheim (H. Kaufmann 1976a, 81) Text

1870 Ortsname wird zu Gau-Weinheim Text

1870 Eröffnung der Bahnstrecke Bingen-Armsheim Text

1875 Volkszählung in Rheinhessen Text

1883 Gründund des Turn- und Sportvereines Gau-Weinheim Text

1891 Volksschule wird gebaut Text

1891 Evangelisches Schulhaus wird später zum Gemeindehaus Text

1893 Kreuzkapelle auf dem Wißberg muß abgerissen werden Text

1905 Gau-Weinheim, katholisches Pfarrdorf im Kreise Oppenheim Text

1907 Kreuzkapelle auf dem Wißberg wieder errichtet Text

1923 Der Wißberg und seine Umgebungen, von Lehrer F. J. Spang Text

1926 60 jähriges Jubiläum Pfarrer Hüfner Text

1929 Kath. Kirche erhält neuen Chor und Turm nach Westen Text

1929 kath. Kirche erhällt neue Glocken Text

1933 Pfarrer Christoph Hüfner stirbt im Alter von 95 Jahren Text

1936 Aus rheinhessischen Dörfern III Das Wiesbachtal Text

1938 Einwohnerbuch für den Kreis Alzey und Kreis Bingen-Land Text

1942 200jahrfeier kath Kirche Text

1944 Gemeindearchiv ging verloren Text

1949 Festtage für Gau-Weinheim und Wallertheim - neue Glocken für katholischen Kirche Text

1950 Einweihung Kindergarten Text

1955 Zeitungsbericht am Fuße des Wisberges - Das Porträt einer Gemeinde Text

1956 Aufruf zur Errichtung eines Ehrenmahls Text

1959 Schulchronik der Volksschule zu Gau-Weinheim/Rhh. Text

1961 Pfarrer Kraft 25 Jahre in Gau-Weinheim Text

1967 Gau-Weinheim wird 1200 Jahre Text

1969 kath. Jugendheim eingeweiht / Kirchenrenovierung abgeschlossen - Stätte der Begegnung Text

1970 die Volksschule Gau-Weinheim wird aufgelöst Text

1982 Bürgerhaus wird eingeweiht Text

1983 Fahrzeughalle für die Freiwillige Feuerwehr wird erstellt Text

1983 Großer Festkommers zum 100. Geburtstag des TuS Gau-Weinheim Text

1983 Die Vorsitzenden des TUS seit der Vereinsgründung 1883 Text

1983 Vereinsgeschichte des Turn- und Sportvereines Gau-Weinheim Text

1987 Zähne von Menschenaffen unter Weinreben Text

1987 Katholische Gemeindezentrum wird erbaut Text

1988 9.Weinfest der Verbandsgemeinde Wörrstadt in Gau-Weinheim Text

1989 Auftragsvergabe der Straßenbauarbeiten "Im Wallertheimer Weg" Text

1991 Glockenturm wird renoviert Text

1994 Kindergarten wird eingeweiht Text

1997 Kinderspielplatz wird eingeweiht Text

2000 Auftragsvergabe der Straßenbauarbeiten im Neubaugebiet "Am Böllberg" Text



Die Geschichte von Gau Weinheim

Für die meisten der rheinhessischen Dörfer begann die urkundlich nachweisbare Geschichte mit Schenkungen der jeweiligen Grundherrn an die großen Klöster jener Zeit mit Sitz in Lorsch a. Rhein, Fulda, Bingen und Trier. Diese Schenkungsdaten, sie liegen durchweg am Ende des 8. und am Anfang des 9. Jahrhunderts, sind die offiziellen "Geburtstage" dieser Dörfer, ohne allerdings damit den tatsächlichen Beginn der ersten Besiedlung des jeweiligen Ortes festzulegen. Etwa gleichzeitig entstanden die heute noch gebräuchlichen Ortsnamen. Fast alle Dörfer in Rheinhessen führen am Ende das "heim". Das bedeutet nichts anderes als die Bezeichnung des Siedlungsplatzes, also das "Heim" des jeweiligen Grundherren.

Vor etwa 10 Millionen Jahren Funde von "Riesenmensch"

Fund von ersten Vormenschenzahn und Griff eines alten Werkzeugs verlegen den Ursprung derMenschheit um etwa 10 Millionen Jahre rückwärts.

2. Ein Hominidenzahn im rheinischen Tertiär.

Gigantanthropus weinheimensis gen. et. sp. nov.

mit 1. Fig. und ein Knochengerät aus gleicher Fundschicht.

Der lange gesuchte Tertiärmensch, weit ab von der Grenze gegen das Diluvium ist gefunden.

Selbstredend liegt ein von allen bekannten Hominiden abweichendes Genus vor, fast doppelt sogroß ist der einzige Rest - ein linker P 3 (= P 1) des Unterkiefers, wie ein ihm ähnlich geformter kleinwüchsiger Papua des Münchner Anthropologischen Instituts, und um ein Drittel größer als der rechte P 3 der Homo heidelbergensis Schötensack. Ein wahrer Riese, dem Deperet'schen "Gesetz" der Größenzunahme gegen die Jetztzeit spottend. Dem soll der Name Gigantanthropus Rechnung tragen. Der Zahn ist vor allem niederkronig; nicht "taurodont" wie bei den lebenden und bisher bekannt gewordenen fossilen Hominiden, vielmehr an die lebenden und fossilen Menschenaffen erinnernd, ein reiner fruchtfressender und sonstiger Pflanzenkost zugetaner Primate. Der Innenhöcker ist wie bei jenem P 3 des Papua und auch dem P 3 (nicht P 4) des Homo heidelbergensis schwach entwickelt, also caniniform, nur durch eine linguale Verbreiterung des Zahns angedeutet. Zwei Schmelzleisten neigen sich innen von oben her in mäßig spitzem Winkel hinab zur Stelle des rückgebildeten Innenhöckers.

Man könnte sagen, die Molarisierung der Backenzähne, wenigstens des P 3 hat noch nicht begonnen.

Der Zahn ist einwurzelig, ohne Andeutung einer Wurzelteilung. Also grundverschieden vom Bau der menschlichen Milchbackzähne; von denen besonders der MM l des lebenden Menschen das Analogen des zweiwurzligen Schimpansen P 3 wiederholt. Zweiwurzlige C und wohl auch P kommen beim lebenden Menschen vor. Doch sind erstere sicher häufiger und haben Vorläufer bei Symphalangus syndactylus. Ein diesem recht ähnlicher unterer Eckzahn des Pliohylbbates eppelsheimensis Dubois von 13:8 mm Stärke an der Kronenbasis, die über dem Innenhöcker abgebrochen ist, fand sich in etwas tieferer Lage als der Menschenzahn (Gigantanthropus) im Dinotheriensande des Wissbergs. Gigantanthropus wäre also jünger.

Die konisch niedere Außenseite ist mit feinen Schmelzanwachsstreifen bedeckt. Die Farbe von Schmelz und Wurzeln ist typisch die der Zähne aus den Sanden des rheinischen Unterpliozäns (Pontische Stufe), doch ist der Farbton etwas mehr ins Bläuliche spielend.

Der Fundort ist der Wissberg bei Gau-Weinheim (Rheinhessen zwischen Alzey und Bingen). Der Zahn trägt die Nummer 282,1931 eines hessischen Museums (Darmstadt), von dessen Leiter er mir für diese Notiz zur Verfügung gestellt wurde Die weitere Bearbeitung wird von anderer Seite erfolgen. Der Beweis, daß kein Anthropoidenzahn hier vorliegt, ist darin gegeben, daß kein Hinterzacken am Schmelzblatt außen auftritt; wie wir ihn bei den großen Menschenaffen, Dryopitheus, Sivapithecus, Pliopithecus und dem Ahnen Propliopithecus finden. Gigantanthropus scheidet somit ganz aus den Affenstämmen aus. Er steht wie Homo in Parallele zu diesen.

Dem entsprechend war der obere und wohl auch der untere Eckzahn nicht anthropoidenhaft groß. Vom oberen linken C ist denn auch nur eine schwache punktförmige, nicht am halben Außenschmelzblatt entlang gleitende Impression vorhanden, nahe der Spitze vorn auf dem äußeren Schmelzblatt (Abbild.) Dieser Befund ist höchst wichtig. Sein Nachweis wie die sonstige Hominidennatur des Zahnes verlegen den Ursprung derMenschheit um etwa 10 Millionen Jahre rückwärts. In den Sanden von Mauer, Bammenthal und Weinheim (Baden) sind vom Verfasser mehrfach Knochenreste sehr großer primatenähnlicher Formen gefunden worden, zu unbekannten Gattungen gehörig, in einigen Fällen der Größe des Homo heidelbergensis entsprechend. Das Genus Hemianthropus Freudenberg wurde von Osborn mit diesem verglichen, doch ist Kiefergestalt (neben dem S förmig geschwungenen, 1929 für ein Jugale gehaltenen rechten Exoccipitale, dem "Parietalfragment" mit crista wurde die Gattung auf den allein erhaltenen linken zahnlosen Kieferbogen gegründet) von jenem verschieden

und erinnert mehr an den Lemuriden Hadropithecus von Lorenz 18). Der Fund eines den lebenden Menschen an Stärke fast übertreffenden lemuriden Iliums in Mauer zeigt, was wir noch alles von unserem Tertiär und Altdiluvium zu erwarten haben.

Lemuriden haft ist auch ein Uina (Unterende) und ein Humerus (Oberende) von Bammenthal

Ein Besuch in Gau-Weinheim, der Nachforschung über den Fund des Hominidenzahns wegen unternommen, hatte vollen Erfolg;

Bei Vorweisen einer Skizze des menschlichen Mahlzahns erkannte der junge Heinrich Schertel von Gau-Weinheim diesen sofort wieder. Er gab mir dies auch schriftlich, indem er sich unterschrieb als "Finder von dem Menschenzahn mit langer Wurzel und blauem Schmelz.'' Das bläuliche Schmelzkäppcheu war auch seinen Eltern aufgefallen, die nach einem Tagewerk in ihrer Sandgrube im Frühjahr 1931 (angenäherte Zeitbestimmung) dem Sohne zuschauten, wie er spielend Sand auf die Schaufel nahm, ihn herabrieseln ließ und den schön gefärbten Zahn auflas. Er wurde vom Museum in Mainz mit vielen anderen Zahnfunden gekauft, das ihn zur Bearbeitung nach Darmstadt weiterleitete, wo ich ihn studieren konnte. Die Fundstelle ist eine der nördlich des Bingerwegs, der alten Hochstraße, gelegenen Gruben des Herrn Schertel, die in unserm Falle etwa 9 m tief ist. Als Fundschicht wurde mir von Heinrich Schertel eine rösche Sandschicht in 4;5 m Tiefe gezeigt, die vor wenigen Tagen erst einen Bieberzahn an anderer Stelle geliefert hatte, (Steneofiber Jägeri). Unter dem 2 m tiefen Löss mit seinen Flachgräbern und Wohngruben vom Endneolithicum mit rohen Gefäßen

und angebranntem Rehgeweih, mit concentrischen Kreisen ornamentiert. nach Art der iberisch-irischen Dolmenkultur, bis herab zu den Funden der Hallstattzeit, folgen gebleichte Sande mit weißen Hipparion-Knochen, die ich selbst fand, dann zwischen 2 Kießbändern die Fundschicht des Menschen-und Bieberzahns mit vielen Einzelzähnen pontischer Carnivoren, auch gelegentlich dem liegendem Marin entstammende Haifischzähne19), Krokodile und Schildkröten dürfen den Schneckenmergeln im unmittelbaren Liegenden der Pliocänsande entstammen20). Eisenschüssige Sande, oft mit Eistransportblöcken von Buntsandstein und Granit wie im Diluvium leiten die Stufe der Kieseloolithsschotter ein. Es sind Oolithe des verkieselten mittleren Muschelkalks, die bis zu kopfgroße Gerölle bilden. Auch die eingeschwemmten obercarbonen Coniferenhölzer fehlen nicht, wie in Bammenthal und Mauer. 1911 erwähnte ich aus den Pliocänsanden von Eppelsheim rot-weißen Granitpegmatit "des Heidelberger Granitmassivs".

Ein ganz besonderes Interesse verdient ein Kieseloolithgeschiebe, der Phragmoconus eines Belemniten der Paxillosus- Giganteus Gruppe mit Siphonaldüten. Er ist in blaugrauen durchscheinenden Chalcedon umgewandelt. Die Fundschicht aller großen Tierzähne und dunkel gefärbter Knochen liegt nach bisherigen Feststellungen unter der Fundschicht des Gigantanthropus Sie enthält am Wissberg nach Klähn vier Arten von Mastodon und Dinotherium.

18) Hierzu kommt noch ein dem amerikanischen Eocaengenus Pelycodus bis auf die Menschengröße vergleichbarer Calcaneus aus dem Altdiluvium von Weinheim in Baden (Sammlung Freudenherg). Auch ein 1935 S. l in dieser Zeitschrift erwähnter Calcaneus, von ,,Riesenprimatenform" wurde hier gefunden, zu neuartigem Ilium des "Riesenprimaten" gehörig.

4. Das tertiäre Horngerät von Gau- Weinheim in Rheinhessen.

Tafelerklärung zu S. 15

Oben: Hirschgeweih'-Hauptast mit quer abgestutztem Ober- und Unter-Ende. Wahre Länge 9,9 cm, Originalabbildung in 10,5 cm Länge. Es dürfte sich um eine der Kaup'schen Hirschgattungen aus dem Eppelsheimer Horizont handeln. Fundort ist der Wissberg (Pliocaensand) bei Gau-Weinheim in Rhh. Beim Ausgraben durch den Grubenbesitzer Schertel ist der Knochen in der Längsrichtung durchgespalten, sodaß nur etwa 1/3 des |alten Umfangs erhalten blieb, gemessen am leicht gewulsteten Ende (oben links in der Zeichnung). Der größte Durchmesser nahe der Rose dürfte etwa 33 mm betragen haben. An der oberen Schlifffläche unten links, die ich für künstlich halte, beobachtet man ein Uebertreten der glatten Außenseite auf die spongiöse Axe des Horns, auf den Markraum, als ob ein Werkzeug in demselben befestigt gewesen wäre. Also eine Art Schäftung, wie ich sie auch beobachtet hatte an einer hoch fossilen Waaluina aus dem Mio-Pliocän von, St. Gilles in Ostflandern (Squalodon antwerpiensis Van Beneden) mit vier tiefen parallelen Kerben auf der dem Schäftungsloch entgegengesetzten Seite.

(Siehe W. Freudenberg; " Die Entdeckung von menschlichen Fußspuren und Artefakten in den tertiären Geröllschichten und Muschelhaufen bei St. Gilles-Waes, westlich Antwerpen. Prähistorische Zeitschrift 11 und 12, 1919| und 1920. S. 27 (Abbildung 3 und 4, Text S. 28/29). Damals neigte ich zu folgender Erklärung: .,Im Inneren des proximalen Endes ist ein glatter Hohlraum vorhanden in Gestalt einer Mandel. Es könnte ein Steinsplitteil oder ein Zahn hier befestigt gewesen sein, doch sind auch andere Erklärungen möglich". Nach dem Gau-Weinheimer Fund eines durchgeschnittenen und gebohrten Knochens gewinnt das flandrische Stück erneute Bedeutung. Die obere glatte und ebene Schittfläche ist rechts oben in leichter Verkürzung erkennbar. Die untere Schnittfläche kommt in keiner der beiden unverkürzten Abbildungen zur Darstellung. Mitte: Am rechten Ende des liegenden Knochens erscheint in leichter Verkürzung die untere völlig ebene und altpatinterte Abschrägung. Sie ist nicht parallel der oberen Abstutzung, sondern bildet mit ihr einen Winkel von etwa 30°. Das ergänzt gedachte, gut einer Menschenhand angepasste Hirschhorn dürfte der Griff eines alten Werkzeugs gewesen sein. Das aus den Hipparionsanden vom Wissberg bei Gau-Weinheim von Herrn Heinrich Schertet gehobene Artefakt dürfte zu dem vom gleichen Finder entdeckten ersten Vormenschenzahn, einem Vorläufer des Homo Heidelbergensis in ursächlichem Zusammenhang gestanden sein. Das Artefakt befindet sich durch Kauf in der Privatsammlung des Verfassers zu Schlierbach bei Heidelberg. Die Fossilisation des Geräts ist die bei den Knochen jenes Fundortes übliche.

Quelle: Prof. Dr. Wilhelm Freudenberg Beiträge zur Natur- und Urgeschichte Westdeutschlands Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1938 (Bücher von Roland Schertel)

Fibeln aus Alzey und Gau-Weinheim

Die Fibel war für die Menschen im Altertum ein sehr wichtiger Bestandteil ihrer Kleidung. Da man weder Knopf noch Knopfloch kannte, trugen Römer, Kelten und Germanen Fibeln, um Kleider und Mäntel zusammenzuhalten. Die Fibeltracht ist seit der Bronzezeit nachweisbar und hielt sich bis in das 10. Jahrhundert n.Chr. Frauen trugen ihre Fibeln häufig paarweise und zwar auf jeder Schulter eine, um dort ihr Kleid zusam-menzustecken. Männer hingegen trugen eine Toga, die so um den Körper geschlungen wurde, daß sie ohne Fibel hielt. Sie benötigten die Fibel jedoch, um den Mantel auf der Schulter verschließen zu können, weshalb Männerfibeln auch häufig einen sehr hohen Bügel haben, um das grobe Manteltuch zu fassen. Für die leichteren und feineren Kleider der Frauen waren solch hohe Bügel nicht notwendig, Frauenfibeln erinnern häufiger an heutige Broschen wie etwa die Emailscheibenfibel. Es wundert daher nicht, daß die Fibel neben ihrer Funktion als Sicherheitsnadel als Schmuck immer bedeutender wurde. Da Schmuckstücke sehr stark durch den allgemeinen Zeitgeschmack geprägt wurden, änderten sich die Fibelformen recht rasch. Dies erleichtert dem Archäologen eine genaue Datierung der Stücke.

Aus der großen Anzahl der in Alzey gefundenen Fibeln sind für den Katalog die dekorativsten herausgesucht worden. Das Distelfibelpaar wurde vermutlich von einer einheimischen Dame getragen, die während der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts im vicus Altiaiensium gelebt hat. Die Distelfibel erhielt ihren Namen nach der runden Zierplatte, die die Form einer Distelblüte hat. Das Rosettenfibelpaar ist etwas jünger und in die 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts zu datieren. Auch die Scharnierflügelfibel ist in etwa diese Zeit zu datieren, während die emaillierte Bügelfibel der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts zuzuordnen ist. Die Scheibenfibel hat während der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts oder zu Beginn des 3. Jahrhunderts die Kleidung einer Bewohnerin des römischen Alzey geschmückt.

Distelfibelpaar. Alzey. Kastellgebiet, R 522, Fiosettenfibelpaar, Alzey, Gräberfeld Nibelungenstraße. R 170.9, Scharnierflügelfibel. Gau-Weinheim. R 219.4 Emailscheibenfibel. Alzey. Dr.-Georg-Durst-Straße, R 523.3 Bügelfibel, Alzey. Dr.-Georg-Durst-Straße. Fi 259.24

Quelle: Buch vom Museum der Stadt Alzey

Was ist es um Gau-Weinheim - Von Franz Joseph S p a n g

Die Frühzeit

Eingemuldet in einem mäßig hohen, weingezeilten Hügelring, der nach Süden sich öffnet und nach Westen zu dem 271 Meter hohen Wißberg sich erhebt, liegt baumumschattet die Weinbaugemeinde Gau-Weinheim. Der Kreuzgraben, der die Gärten im Osten des Dorfes speist, entspringt oberhalb der Flur "Im Kreuz", wo ehedem eine kleine Kreuzkapelle im Mittelalter sich erhob.

Schon in vorgeschichtlicher Zeit waren die Höhen und Hänge rund um Gau-Weinheim besiedelt. "In der Tremel" fand ich Steinbeile und Keramik der Spiralkeramiker. Sie waren Ackerbauer. "In der langen Schlecht" lag ein Dorf aus der Hallstatt- oder Eisenzeit um 800 vor Christo, wie die Funde von Eduard Krämer dortselbst beweisen. Auf der Hochfläche des Wißberges konnte ich 1920 - 1922 Wohngruben der steinzeitlichen Michelsberger und ein Hallstattdorf ausgraben. Die Funde habe ich in Band 3 Rheinhessen in seiner Vergangenheit, "Der Wißberg und seine Umgebung", 1923 beschrieben und abgebildet. Spuren römischer Besiedelung fand ich "Im Gemärk" und "in der Tremel".

Im übrigen hat der Wißberg der Paläontologie reiche Tier- und Pflanzenreste geliefert, die im Naturhistorischen Museum in Mainz aufbewahrt sind.

Die fränkische Zeit

Abgesehen von der vorgeschichtlichen und römischen Besiedelung der Mark ist Gau-Weinheim eine Gründung der Franken unter ihrem König Chlodwig um das Jahr 500 n. Chr. Das waldfreie Rheinhessen war für die fränkischen Könige ein willkommenes Siedelungsgebiet für ihre Fronhöfe, ihre Hörigen und die fränkischen Krieger. Sie erhielten vom König einen Hof (Mansus) von etwa 60 Morgen als Eigentum. In der Regel bestand so ein fränkisches Dorf aus 12 bis 15 Höfen mit etwa 60 bis 75 Einwohnern. Sie waren zu einer rechtlichen Gemeinschaft zusammengefaßt und bildeten gemeinsam das Dorf. Dazwischen lagen die vom König oder dem Hochadel gegründeten Fronhöfe. Die Mittelschicht bestand aus der Masse der freien Franken. Sie prägten das Dorfbild.

In der etwa 1800 Morgen großen Gemarkung bildete ein kleiner königlicher Fronhof den Ausgangspunkt für das Frankendörfchen. Der Fronhof lag direkt neben dem die Kirche umgebenden befestigten Friedhof neben dem alten Befestigungsturm. Südlich vom Fronhof wohnten die freien Franken. Sie waren Bauersleute und Winzer, deren Nachkommen uns in den Schenkungen an das Kloster Lorsch begegnen. Ihre Namen sind uns in dem Codex Laurissamensis erhalten. Z. B.:

Am 5. Mai. 767 schenkt Adalgart zwei Weinberge in "Wigenheimer marca". Hier lernen wir den Namen des Dorfes kennen: W i g e n h e i m, das Heim des fränkischen Sippenführers W i g o oder W i g e n o. Daß es unser Weinheim ist, bezeichnet die folgende Urkunde vom 12. Juni 771: Erembertus und sein Bruder Salcho schenken dem Kloster Lorsch in der Wigenheimer Mark "in monte, qui dicitur Wizenberg, dimidiam vineam = in dem Berg, der Wißberg genannt wird, einen halben Weinberg. Ein Vnroch gibt am 24. Juni 774 einen Weinberg in Wigenheimer Mark, und in der folgenden Urkunde vom 12. Juni 784 begegnet uns ein Sueidolt mit seiner Frau Ratsuint, die eine Wiese an Lorsch vergaben. Auch die Gründerin des Klosters Lorsch wer eine Dame mit dem Leitnamen -suint. Es war dies Willisuint, die mit ihrem Sohn Cancor den Grund zum Kloster Lorsch legte. Wir sehen aus diesen Urkunden, daß die Bewohner damals schon eifrig Weinbau trieben.

Das Mittelalter

Der kleine königliche Fronhof kam später an Sanct Peter in Mainz neben anderen Orten in Rheinhessen und an der Nahe. Er war im Besitz des salischen Kaiserhauses und der Grafen von Saarbrücken. Der Graf von Saarbrücken gab dem Werner von Bolanden zu Lehen: "advocatiam sancti Petri in Moguntia et super bona in his villis ad sanctum Petrum pertinentia" = die Vogtei über Sanct Peter und über die Güter von Sanct Peter in verschiedenen Dörfern, unter diesen auch Gau-Weinheim. Als salischer Hausbesitz kam das Dorf in frühen Besitz der Pfalz. Im Jahre 1311 verpfändete der Pfalzgraf Rudolf I.. dem Grafen Simon von Sponheim für 2000 Pfund Heller, die dieser ihm zur Fahrt gegen Lamparthen geliehen hatte, die Burg Stromberg mit zu dieser Burg gehörenden Orte und Gerichte 4). Zu diesen Orten gehörten auch Weinheim und das benachbarte Schimsheim. Sie gehörten damals schon zum pfälzischen Amt Alzey. Aber wann die beiden Orte zur Pfalz kamen, ist nicht bekannt. Weinheim blieb bei dem Amt Alzey bis zum Ende des 18.Jahrhunderts, wo aller feudalen Herrlichkeit ein Ende bereitet wurde.

Quelle: Festschrift zum 100 jährigen Jubiläum des Turn und Sportverein 1883 e.V. Juli 1983 - Text von Franz Joseph Spang

Die Vergangenheit - auf den Spuren von Ur- und Vorgeschichte

"Köstlich ist es, oben auf der kleinen Anhöhe östlich des Dorfes, dem Kisselberg, zu sitzen, wenn der Abend sich rote Rosen ins Haar flicht und ... das freundliche Dörfchen und den Wißberg im Hintergrund in sanften Purpur taucht." So leitete Franz Joseph Spang, der unvergessene, in Gau-Bickelheim beheimatete Schulrat, Heimatforscher und Heimatpoet, einmal eine Betrachtung über das seiner Heimatgemeinde benachbarte weitaus kleinere Wißbergdorf Gau-Weinheim ein, von der herben Schönheit der Landschaft und vom Fluidum dieser uralten Siedlung bezaubert. Ja, man kann schon ins Schwärmen geraten, wenn man dort oben sitzt, hinab aufs Dorf schaut und hinüber zum "Weißen Berg". Und wenn dann die Dämmerung hereinbricht, wird Vergangenheit lebendig. Der Ablauf erdgeschichtlichen Geschehens in grauer Urzeit läßt sichererahnen, als der UrRhein hierfloß, seine Sande und Sedimente ablagernd, die heute dem Boden seine Fruchtbarkeit geben, ein gefällsarmer Fluß mit kilometerbreiter Talwanne. Jahrmillionen liegt das zurück.

In den tiefen Schichten des Wißbergs sind möglicherweise noch Skelettreste vorgeschichtlicher Menschenaffen verborgen, gar Reste eines Ur-Menschen. Wie der Mainzer Journalist Ernst Probst vor zwei Jahren schrieb, sorgte 1938 ein Zahn vom Wißberg bei Gau-Weinheim für etliche Aufregung in der Fachwelt. Der Heidelberger Paläontologe Wilhelm Freudenberg "bejubelte" in dem Fund, der im Naturhistorischen Museum Mainz aufbewahrt wurde, den Zahn eines riesigen Menschen (!) aus der Zeit vor etwa zehn Millionen Jahren. Probst schreibt, der von Freudenberg beschriebene Riesenzahn sei um ein Drittel größer gewesen als der rechte Vorbackenzahn des Heidelberg-Menschen (Fundort Mauer bei Heidelberg), der mehr als eine halbe Million Jahre alt ist. "Da der angebliche Riesenmenschenzahn" von Gau-Weinheim verschollen ist, so Probst , "läßt sich nicht mehr ermitteln, worum es sich hierbei tatsächlich gehandelt hat".

Die ältesten gesicherten Spuren menschlicher Besiedlung gehen 600.000 Jahre vor die Zeitrechnung zurück, bis in die erste Eiszeit. Unsere Heimat bot Mammut, Rentier, Eisfuchs, Nashorn und Wildpferd Lebensraum, aber auch den Menschen der Altsteinzeit. Greifbarer - durch Bodenfunde - wird indessen die Urgeschichte dieser Landschaft dann in der Jungsteinzeit, die in Mitteleuropa im 4. Jahrtausend begann und 1800 v. Chr. endete. Die früheste Kultur dieses Zeitabschnitts trägt ihren Namen nach dem Michelsberg bei Bruchsal: die Michelsberger. Auch auf dem Wißberg bestand eine Höhensiedlung der Michelsberger. Bekannt ist auch ein Steinbeil von Gau-Weinheim.

Quelle: Festschrift zum 9. Verbandsgemeindefest in Gau Weinheim 1988 - Beitrag von Heinrich J. Maurer und Werner Maurer

Flurnamen von Gau-Weinheim

Galgenhölle:

Gewanne,deren Namen auf das Vorhandensein einer Gerichtsstätte hindeuten, befienden sich meist am äusersten Winkel der Gemarkung. Stets liegen sie an den Gemarkungsgrenzen. Richtstätten wurden auch, wo das irgend möglich war, auf Anhöhen angelegt.

Am Falltor:
Ackerflur am nördlichen Dorfausgang. Von selbst zufallendes Zauntor.

Kisselberg
Hinweis auf kieshaltigen Boden oder Stelle mit relativ häufigem Hagelschlag

Schmalhäuserweg:
Weinbergsflur westlich vom Dorf in Richtung Wißberg. Die Belege weisen zahlreiche Entstellungen und Verschreibungen auf, alle Deutungen sind Ansätze. Zu 'Schmelzer','smalz' ausgelassenes Fett zum Kochen, Schmalz, Butter. Hinweis auf Metallschmelzer, Fettsieder oder auch auf ertragreichen Boden. Zu Schmalhäuserweg, Schmalsheimerweg umgeformt.

Viehtrift:
Ursprünglich war mit den Namen ein Viehtriebsweg gemeint. Die entfernten, schwer zu beauenden und weniger ergiebigen Felder lagen oft brach. Sie waren zehntfrei und dienten als Viehweide. Viehtrifftwege waren vorgeschrieben und mussten eingehalten werden. Ein breiter Viehtriftsteifen führte rund um den Wißberg.

Roth:
Flur an der südlichen Gemarkungsgrenze nach Wallertheim. Land dass durch roden urbar gemacht worden ist. Durch Roden von Wald gewonnenes Land, neu angelegter Weinberg in den ersten Jahren seines Bestehens.

Goldberg:
Sehr gute Weinlage, Ausgesprochener Sonnenhang,

Geiersberg:
Geier sind hier heimisch gewesen, besonders der Gänsegeier. Als Geier bezeichnetete man auch andere Raubvögel.

Im Kreuz:
Die Flur " Im Kreuz" und " Im Kreuzgraben" erinnern an eine einst hier befindliche Kapelle zum Hl. Kreuz, die auf der Anhöhe stand und zu Beginn des 18. Jahrhunderts einging.

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

456 Die Franken kamen ins Land

Bevor im 5. Jahrhundert n. Chr. die Franken ins Land kamen - 456 wurde Mainz von ihnen erobert -, saßen die Römer hier, und die ersten Weinberge am Wißberg wurden, wie schon Spang berichtet, "von der spätromanischen, weinbautreibenden Bevölkerung angelegt". Die neuen Herren am Mittelrhein, die ripuarischen Franken, übernahmen die Strukturen, die sie vorfanden. Aus römischem Fiskalbesitz, Landgütern in Staatseigentum, wurde fränkisches Königsgut, zum Teil auch Eigentum des hohen fränkischen Adels und schließlich der Kirche.

Quelle: Festschrift zum 9. Verbandsgemeindefest in Gau Weinheim 1988 - Beitrag von Heinrich J. Maurer und Werner Maurer

764 Graf Cancor gründet Kloster Lorch

Im Jahre 764 gründete Graf Cancor aus der Familie der Rupertiner im Hessischen Ried das berühmte Kloster Lorsch, das Karl der Große später zur Reichsabtei erhob. Unter den im Lorscher Codex aufgezeichneten Grundbesitzschenkungen an dieses Kloster findet sich auch eine sehr frühe Schenkung von hochadeligem Grundbesitz in Gau-Weinheim. Die Schenkgeberin hieß Adalgart, und die Schenkung datiert vom 5. Mai 767. Was sicher ebenso interessant ist: Es deutet einiges auf zumindest freundschaftliche Beziehungen dieser Adalgart zu den Rupertinern hin. Dies ist im übrigen die erste urkundliche Erwähnung unseres Dorfes. Am 12. Juni 771 folgte eine weitere Schenkung aus Gau-Weinheim am "Wizenberc" (Wißberg). Schenkgeber waren diesmal die Brüder Erembert und Salcho. Die neuere Forschung hat auch hier enge (verwandschaftliche?) Beziehungen zu den Rupertinern herausgefunden: Eine 778 als Grundbesitzerin in Hahnheim und Mainz-Bretzenheim erscheinende Metensuind wird als Frau Salchos identifiziert; in Hahnheim waren auch Graf Cancor und seine Mutter Williswind begütert, in Bretzenheim Thurincbert, der Bruder Cancors.

Quelle: Festschrift zum 9. Verbandsgemeindefest in Gau Weinheim 1988 - Beitrag von Heinrich J. Maurer und Werner Maurer

767 Schenkungsurkunde an Kloster Lorsch

767 Schenkungsurkunde aus Gau Weinheim (Wigenheim) an Kloster Lorsch (URKUNDE 1324 5. Mai 767 - Reg.147)

767 in Wigenheim marca (Codex Laureshamensis II, 5.386; Lorscher Codex III, Nr.1324)

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

Schenkung der Adalgard in der Gau-Weinheimer Gemarkung unter König Pipin und Abt Gundeland

In Christi Namen, am 5. Mai im 15. Jahr (767) * des Königs Pippin. Ich, Adalgart, entbiete eine milde Gabe dem heiligen Mätyrer Nazarius, dessen Leib im Lorscher Kloster ruht, das unter der Leitung des Ehrwürdigen Abtes Gundeland steht. Nach meinem Willen soll die Schenkung für alle Zeit in Kraft bleiben, und ich versichere, daß sie vollkommen freiwillig gereicht wird. Ich schenke im Namen Gottes und auf ewig zu einem in pogo wormat (iensi = im Wormsgau), in der Gemarkung Wigenheim (Gau-Weinheim ö. Bad Kreuznach/Nahe sö. Bingen/R.) zwei Weingärten. Vertragsfertigung Geschehen in monasterio laurish (amensi = im Lorscher Kloster). Tag und Zeit wie oben.

Quelle: Staatsarchiv Würzburg, Nr 139/96 v.4.3.96 (* Erste urkundliche Erwähnung des Ortes)

771 Schenkunge an Kloster Lorsch

Schenkunge aus Gau Weinheim (Wigenheim) an Kloster Lorsch (URKUNDE 1323 12. Juni 771 - Reg.636)

771 in Wigenheimer marca (Codex Laureshamensis II, S.386; Lorscher Codex III, Nr. 1323)

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

Schenkung des Erembert in der Gau-Weinheimer Gemarkung unter Karl dem Großen und Abt Gundeland

In Christi Namen, am 12. Juni im 3. Jahr (771) des Königs Karl. Wir, Erembert und Salcho, mein Bruder, entrichten eine fromme Spende an den Hl. Nazarius, dessen Leib im Lorscher Kloster ruht, dem der ehrwürdige Gundeland als Abt vorsteht. Es ist unser Wille, daß unsere Gabe für ewige Zeiten dargereicht sei, und wir bestätigen, daß sie durchaus freiwillig geboten wird. Wir schenken in pogo worm (atiensi = ist Wormsgau), in der Wigenheimer marca (Gemarkung Gau-Weinheim ö. Bad Kreuznach/Nahe sö. Bingen/R.) auf dem Berge, welcher Wizenberc (Weißenberg, auf dem der Wißberger hof w. Gau-Weinheim liegt) heißt, ein halbes Weingut. Im Namen Gottes soll es ewiges Besitztum sein. Geschlossen und gefertigt. Geschehen in monasterio laurissamensi (amensi = im Lorscher Kloster). Tag und Zeit wie oben.

Quelle: Staatsarchiv Würzburg, Nr 139/96 v.4.3.96

772 Wihinheim (E. Förstemann 1916, 1326)

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

Schon in den Fuldaer Schenkungsurkunden kommt im Jahre 772 ein Wihinheim und in den Lorscher Urkunden 774 Gautzwinnesheim vor. Ob sich diese Urkunden aber auf unser Weinheim beziehen läßt sich mit Bestimmtheit nicht feststellen

Quelle: Brilmayer, Rheinhessen, 1905, Schulrat in Mainz

774 in Wigenheim marca (Codex Laureshamensis II, 5.386; Lorscher Codex III, Nr.1325)

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

784 in Wigenheim marca

(Codex Laureshamensis II, S.386; Lorscher Codex III, Nr.1326)

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

962 Wienheim (E. Förstemann 1916, 1326)

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

1180 Kath. Kirche - noch 2 Steinmasken am alten Chor erhalten

Die Pfarrkirche St. Katharina ist deutlich als ehemalige Wehrkirche zu erkennen, und ein Turm der mittelalterlichen Friedhofsbefestigung steht noch dicht neben der Kirche. Sie wurde 1742 an Stelle einer romanischen Kirche des 12. Jahrhunderts erbaut. Von diesem Bau sind noch am Außenbau Quadern und zwei Steinmasken aus der Zeit um 1180 und im Inneren die Triumphbogenwand (Arklus Triumpfalis) erhalten.

Quelle: Zeitung 1955 und Buch Rheinhessen Land der Sonne, des Weines und der Lebensfreude von Heinz Kürwitz

Die heutige katholische Kirche, die auf die erste steinerne Kirche Gau-Weinheims (um 1180) zurückgeht, wurde 1742 im barocken Stil erbaut. Mächtige Steinquadern des älteren Baus wurden dabei wiederverwendet, ebenso zwei Masken und die romanische Triumphbogenwand.

Die Kirche wurde der heiligen Katharina geweiht und gehörte zum Archidiakonat des Propstes des kleinen Mainzer Stiftes St. Maria im Feld (S. Maria in campis) und zu dessen einzigem Archipresbyteriat (Dekanat), dem Archipresbyteriat Partenheim. Eine andere Quelle weiß von einer Zugehörigkeit "zum Stuhl" (Dekanat) von Gau-Odernheim zu berichten; es ist durchaus möglich, daß es da einen gelegentlichen Wechsel in der Zugehörigkeit gab. Konstant geblieben ist jedenfalls die Zugehörigkeit zum Erzbistum beziehungsweise zum Bistum Mainz. Das Patronatsrecht, also beispielsweise das Recht, den Pfarrer zu bestimmen, stand dem im Mainzer Domviertel gelegenen Mariengredenstift zu.

Quelle: Festschrift zum 9. Verbandsgemeindefest in Gau Weinheim 1988 - Beitrag von Heinrich J. Maurer und Werner Maurer

Die alte Pfarrkirche, der heiligen Katharina geweiht, gehörte zum Erzbistum Mainz. Sie hat sicher schon bestanden, als die Weinheimer vier Bürger ihre Schenkungen an Lorsch im 8. Jahrhundert tätigten. Sie war damals, wohl wie überall, eine bescheidene Holzkirche. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts baute man eine romanische Steinkirche, etwa um 1180, von der noch an der jetzigen Kirche, erbaut 1742, mächtige Steinquadern in zweiter Verwendung eingemauert sind. Am Choreck der Barockkirche von 1742 befinden sich noch zwei Maskenm von romanischer Kirche.

Quelle: Festschrift zum 100 jährigen Jubiläum des Turn und Sportverein 1883 e.V. Juli 1983 - Text von Franz Joseph Spang

1311 Ort wird an den Grafen Simon von Sponheim verpfändet

Das Dorf gehörte wohl ursprünglich zur Burg Stromberg und war alter pfälzischer Besitz, denn es wurde 1311 vom Pfalzgrafen Rudolf an den Grafen Simon von Sponheim zusammen mit der Burg Stromberg verpfändet.

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

Später heißt es Wychenheim (1311)

Das Dorf hat schon früh zur Burg Stromberg gehört. Denn als der Pfalzgraf Rudolf I. die Burg Stromberg im Jahre 1311 an den Grafen Simon III. von Spanheim mit allem Zubehör verpfändet, war auch Weinheim dabei. Später kam es vom Amte Stromberg an das Amt Alzey, bei dem es bis zu den Änderungen am Ende des 18. Jahrhunderts verblieb.

Quelle: Brilmayer, Rheinhessen, 1905, Schulrat in Mainz

Über die Salier kam Gau-Weinheim im Mittelalter an die Pfalz. Als Pfalzgraf Rudolf l. 1311 seine Burg Stromberg/Hunsrück samt Zubehör an die Grafen von Sponheim Kreuznach verpfändete, teilte das Dorf dieses Schicksal mit etlichen anderen Dörfern im heutigen Rheinhessen, so mit Engelstadt und Elsheim. Später, als Kurpfalz diese Pfandschaft wieder ausgelöst hatte, kam Gau-Weinheim zum kurpfälzischen Amt Alzey, wo es bis zum Ende der alten Herrschaftsstrukturen im Gefolge der Französischen Revolution verblieb.

Als in Frankreich die revolutionären Wogen hochschlugen, lebten im heutigen Rheinhessen rund drei Viertel der Bevölkerung in und von der Landwirtschaft. Zeitgenössische Aussagen über die Fruchtbarkeit unserer Heimatlandschaft dürfen uns nicht darüberhinwegtäuschen, daß die wirtschaftliche Situation nicht gerade rosig war: Noch immer war die Dreifelderwirtschaft vorherrschend, sie wurde nur zögernd von der Fruchtfolgewirtschaft abgelöst. Was aber noch gravierender war: "Die vielfältigen, über das ganze Jahr verteilten Naturalabgaben minderten," wie der Mainzer Historiker Franz Dumont, ein hervorragender Kenner dieser Zeit, schreibt, "die Erträge eines Bauern erheblich...; von der Ernte blieb nach Abzug aller Zinsen und Lieferungen oft nur noch ein Bruchteil. Hinzu kamen die Störungen des Arbeitsrhythmus und der Entzug von Arbeitskräften durch die häufigen Frondienste." Was Wunder, daß die revolutionären Ideen aus dem Nachbarland Anklang fanden.

Quelle: Festschrift zum 9. Verbandsgemeindefest in Gau Weinheim 1988 - Beitrag von Heinrich J. Maurer und Werner Maurer

1314 an winheimer marke (Bi-HStADa A2/Bi; L. Baur II, Nr.750)

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

1330 wynheym (HstADa A2/Wa; L. Baur III, Nr.986)

Um 1330 wird Grundbesitz des Klosters St. Maria ad gradus hier erwähnt.

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

1331 kath. Kirche St. Katharina

1331 wird Erpho, Wolfram von Löwensteins Sohn, als Pfarrer von Gau-Weinheim genannt. Doch er gab die Pfarrei bereits 1334 wieder ab. Die Pfarrei muß der Ritterfamilie von Löwenstein als Pfründe verliehen gewesen sein.

Quelle: Festschrift zum 9. Verbandsgemeindefest in Gau Weinheim 1988 - Beitrag von Heinrich J. Maurer und Werner Maurer

1340 Wienhem

(Kop. 15. Jh. StadtAMz 13/231 114v/220; R. Dertsch II, Nr.1127)

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

1346 wyenheim

(Kop. StadtAMz 13/282 141v/215; R. Dertsch II, Nr.1313)

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

Der Name des Dorfes war zu damaliger Zeit in der Schreibweise öfters Schwankungen unterworfen.

1391 kath. Kirche St. Katharina

1391 erklären der Ritter Johann von Löwenstein, seine Frau Anna von Oberstein und beider Sohn Henne (=Johann) gegenüber Dekan und Kapitel von Mariengreden ihren Verzicht auf Pfarrei, Kirche und Kirchensatz zu Wyenheim bei Wallertheim. Die Ritter von Löwenstein saßen auf der Burg gleichen Namens bei Niedermoschel im Alsenztal. Im Naheraum besaßen sie mehrere Collaturen (Colla-tur= Recht den Pfarrer zu bestimmen), offenbar besaßen sie in unserem Dorf, vom Mainzer Mariengredenstift verliehen, zeitweise ebenso. Zusammen mit ihren Verwandten, den späteren jüngeren Rheingrafen besaßen sie im 13. Jahrhundert das damalige Dorf Münster bei Kreuznach, das heutige Bad Münster am Stein.

Quelle: Festschrift zum 9. Verbandsgemeindefest in Gau Weinheim 1988 - Beitrag von Heinrich J. Maurer und Werner Maurer

1391 Wyenheim

Quelle: Brilmayer, Rheinhessen, 1905, Schulrat in Mainz

1429 In späterer Zeit kommt Dorf zum Oberamt Alzey

Zu unbekannter Zeit (nach 1429) kam das Dorf zum Oberamt Alzey

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

1535 Die wichtigste Urkunde für Weinheim ist das Weistum.

Das Dorf leben

Von der inneren Einrichtung der Dörfer haben wir in der Frühzeit kaum Kenntnis. Eine eigene Gerichtsbarkeit hat es in dieser Zeit nicht gegeben. Erst später, als Gau-Weinheim zur Pfalz gehörte, erfahren wir über die dörflichen Verhältnisse. Schultheiß und Gericht waren die obersten Instanzen im Dorf. Die wichtigste Urkunde für Weinheim ist das Weistum. Es gibt im allgemeinen Dorf- und Gerichtsweistümer, in denen die Rechte und Pflichten der Herrschaft als auch der Untertanen gewiesen sind, d. h. kundgetan sind. Das Gau-Weinheimer Gerichtsweistum stammt aus dem Jahre 1535 und lag immer auf der Bürgermeisterei. Es ist aber nicht mehr vorhanden. Ich habe es im Jahre 1920 wörtlich abgeschrieben. Das öffentliche Gericht tagte unter einem Baum vor der Kirchhofstreppe. Der Dingtag = Gerichtstag wurde regelmäßig im Jahre viermal abgehalten. Gegenstand der Tagung waren zuerst Weisung der Herrenrechte und des Herrenbesitzes, der Polizei- oder Gerichtsordnung, dann Anbringung und Erledigung der erstatteten gerichtlichen Anzeigen, der "Rügen" und Privatklagen usw. Es seien folgende Auszüge aus dem Weistum von 1535 gegeben: "... weiset der schaffen des Gerichts und dort zu Weinheim bei Wallerthum . . . dem Durchlauchtigsten Hochgeborenen Fürsten und Herrn, Herren Ludwigen Pfalz-Grafen bei Rhein . . . auch deren Erben und Nachkommen . . . Grund und Boden, ein Richter über Hals und Bein, dem allein alle Hohe und Niedere Obrigkeiten zu Weinheim bei Wallerthum zustehen."

Der erste Teil dient der Erholtung der Rechtskunde, der zweite der Erledigung von Rechtsfällen.

". . . . weil bißher mancherley Alte Undügliche mißbräuche und Übungen bey ihnen gewesen", und, daß "nun hinforter in gemeldte Dorf Weinheim bey Wallerthum ein ordentlicher process durch die Gerichtspersonen und partheyen, so sich in rechtfertigung daselbst begeben, gebraucht werde", wurde 1535 die Gerichtsordnung durch den Burggrafen von Alzey gegeben.

Weil das Gericht nicht mehr als mit sieben Schöffen besetzt, auch sonst geringe und kleine Handlungen zu erwarten hatte, so verordnete der Burggraf von Alzey, Burkhard von Weiler, daß nunmehr alle Jahr "Vier Ungebotten Ding und recht Tag gehalten werden sollen, Nemblichen daß erst auf Dienstag nach der heiligen Dreyer König Tag, das ander auf Dienstag nach quasimodogeneti (2. Woche nach Ostern), das dritt auf Dienstag nach Johonnis Baptiste und das Viert auf Dienstag nach Martini, doch wo Ferien einfallen würden, Alß dann soll solcher Gerichts Termin den Nechst darnach folgenden Tag geholten werden."

Mit genügender Deutlichkeit belehrt uns das Weistum über die einzelnen Punkte beim äußeren Verlauf der Gerichtsverhandlung. Zuerst erfolgt unter Eid die Erhebung der Anklage, dann ebenfalls unter Eid die Klagebeantwortung. Unter anderem enthält es verschiedene Eidesformeln, und zwar für die Armut, für den Schultheißen, für die Schöffen, für den Gerichtsschreiber, für den Büttel (Gemeindediener), für die Feldmesser und für die Zeugen. Ein "maineidiger gezeuge" wurde schwer bestraft: "Zum ersten Straf und poeen Seiner Seelen, sofern er demselbigen Aidt nicht genug thut, in welchen Aidt er das Leyden unsers Herrn Christi Jesu beleidigt, so er unrecht sagen würd solche Straf Ewig ist und kein Ende hat.

Zum ändern mahl: So der Zeuge ein falsche Kondschaft gebe, und das offenbar würdt. So wer er der Zung Seiner Obrigkeit, leibs und lebens straf Verfallen und soll man ihme seine Zung binden zu dem Nacken herausreißen.

Zum Dritten mahl: Soll man dem Meineidige Gezeugen die zween Finger und den Daumen abhauen; da er den Aidt mit hat geschworen, die Heilige Dreifaltigkeit bedeuten, dan bei dem Daumen wird bedeutet Gott Votter, der Finger bei dem Daumen bedeut den Sohn Jesum Christum und der längst Finger bedeut den Heiligen Geist, zu einen zeigen, daß er ohn recht geschworen hat und die Heiligen Dreyfaltigkeit verletzt.

Zum Vierten: betreugt (betrügt) ein falscher Zeug den Richter, daß er ein unrecht Unheil giebt, deßhalb der falsche zeug ist schuldig, den Jenigen er ihr Guth abgesagt hat, Samd aller erlittenen Kosten und schaden Korung zu thun."

Von großer Wichtigkeit waren von jeher die Mühlen, die meistens der Herrschaftlichen Obrigkeit gehörten. Das Gau-Weinheimer Weistum enthält eine ausführliche Müllerordnung, die ich im folgenden bringe:

Des Müllers Ordung: in der mühlen bey Wallerthum Wohnhaft.

So in das Dorff Weinheim bey Wollerthum gelegen, zu mahlen Verbannt ist.

"Ein jeder Müller in der Mühlen bey Wallerthum Wohnhaft ist Verbunden gen Weinheim, und hinwiederum die gemein daselbst in der obgemelten Mühlen zu mahlen und sonst nirgend!, dargegen soll der Müller allweg nun hinführe in einer jeglichen Woch zween (zwei) Tag: nähmlich Dienstags und Freytags Verbant gen Weinheim ins Dorf mit einem Karch wohlgemeint zu fahren, daselbst bey einem jeglichen so desselben Vonnöthen hat, Frucht zu laden, an die Wage zu Weinheim zu führen, wiegen zu lassen, und so dasselbe gewogen ist, soll der Müller solches bey ihme in der Mühle länger nicht als zween Tag behalten, aißdann den Armen wiederum heim gen Weinheim, erstlichen an die Wage daselbst und fortter zu Hause antworten (= bringen). Es soll auch der Müller von einem jeglichen Malter, so er daßelb zu Mehl bracht hat, XVI Pfund zu multer geschlage; dergleichen soll es auch mit einem halben Malter oder Vierntzel und jederzeit nach an Zahl der Frucht gehalten werden.

Wo es sich aber über kurz oder lang würd begeben, daß durch des Müllers fahrlässigkeit einen Armen auß Weinheim sein Mehl zu schänden bracht, wiederum wie sich gebührt gemahlen werde, so soll alsdann und sobald solches bey dem Schultheißen klagen, waß anbracht wird, der Schultheiß einen des Gerichts und einen aus der Gemeind verordnen, dieselbigen zween sollen solch Mehl besichtigen, und was alsdann durch Schultheiß erkannt wird, demselben soll auch der Müller der Gebühr nachkommen.

Es soll auch der Müller, in so in der Mühlen wohnt, gehalten sein, einen düblen borten Bodum (= einen doppelten bordenen Boden) in der Mühle zu haben, damit der arme Haußmann nicht vervorteilt werde. (Die Armen, das sind die Hörigen, Leibeigenen.)

Es soll auch hinfüro alle Jahr durch Schultheiß und Gericht zu Weinheim unter der Gemeind daselbst ein Wieger gesucht, der dann auch alsbald durch Schultheiß und andere, wie sich das gebührt, solle angenommen werden und seiner Belohnung von der Gemeind zu Weinheim, wie ihme dann derselbe gemacht wird, gewärtig sein.

Es soll auch ein jeglicher Inwohner zu Weinheim bey Wallerthum gewarnt und gefliessen sein, dem Müller gut, sauber, schön dörr Frucht und drucken (= trocken) Frucht zu mahlen überantwortten.

Wann die Frucht nicht geraden ist, so soll der Müller ein Pfund vom Malter vor (für) den Staub abziehen, dem Haußmann, und der Müller soll nicht mehr als ein Vierntzel Kleyen von einem Malter liefern; der Müller aber soll kein Kleyen zu Molter behalten.

Wenn ein Gemeindsmann zu Weinheim in die Mühl kommt, zu mahlen, so soll der Müller allda ihm vor einem fremden mahlen und befördern. Wann der Müller das nicht tun will, so soll der Gemindsmann Macht haben, des fremden Korn von der Mühl zu tun, und sein Korn zu mahlen druff schütten; und wann der Müller solches nicht zulassen wollt, so soll man der Obrigkeit zu Alzey anzeigen; alsdann ist der Müller wegen der Widersetzung der Herrschaft zween Gulden und der Gemeind Weinheim ein Gulden zu Strafe verfallen."

Im Jahre 1625 beklagten sich die beiden Müller in der Luftmühle bei Wallertheim, daß die Weinheimer ganz gegen die Bestimmungen ihres Weistums in anderen Mühlen ihr Mehl mahlen ließen, wodurch die Luftmüller ganz bedeutend geschädigt und nicht in der Lage waren, ihren jährlichen Erbpacht an die Herrschaft entrichten zu können, weshalb dann den Weinheimern die Bestimmungen ihres Weistums gehörig ins Gewissen gerufen, und sie von Amts wegen streng angehalten wurden, nur in der Luftmühle mahlen zu lassen. Außer der Müllerordnung enthalt das Weistum eine Bäcker- und Feldmesserordnung. Auch das alte Gerichtssiegel wurde auf der Bürgermeisterei aufbewahrt. In seiner Mitte steht ein großer Weinkrug, daneben zwei Schrotleitern. Die Umschrift lautet: GERICHT SIGILL ZU WEINHEIM BEY WALLERDUM. Auch die Weinheimer Gemarkungssteine tragen den Weinkrug mit den beiden Schrotleitern.

Das Dörfchen hatte zwei Eingänge: die Niederpforte (die Poort) von Wallertheim und Gau-Bickelheim her. Dieser Ort hatte eine Weinheimer Pforte. Die Oberpforte ließ die Straßen von Vendersheim und von Wolfsheim ein. Diese Pforte hieß auch Falltor. Von einer Befestigung des Dorfes ist nichts mehr vorhanden.

Quelle: Festschrift zum 100 jährigen Jubiläum des Turn und Sportverein 1883 e.V. Juli 1983 - Text von Franz Joseph Spang

1569 Gasthaus zur Krone wird erbaut

Ein sehr altes Gebäude, einst das Gasthaus "Zur Krone" von 1569 ist das Haus in der Mittelgasse (ehemals Maurer und heute Hahn). Erst später wurde gegenüber ein neues Gasthaus mit den selben Namen von Philipp Pfeil errichtet (jetzt Freitag)

Quelle: Werner Mauer

1576 Bäckerei Theiß

Jedem Besucher fällt das Haus Theiß im unteren Dorfteil auf, das 1576 als Bäckerei erbaut wurde, wie die Türrahmen noch ausweisen.

Quelle: Festschrift zum 100 jährigen Jubiläum des Turn und Sportverein 1883 e.V. Juli 1983 - Text von Franz Joseph Spang

1590 Weinheim (StAWü Mainzer Jurisdiktionalbuch Nr.27, 147v)

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

1581 Auch nach Gau-Weinheim kam die Reformation.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde durch die Pfalz die Reformation eingeführt. Als evangelische Pfarrer wirkten in Gau-Weinheim: Ulrich Hipper, um 1581 und wohl bis 1585, wurde bei der Reformation des Kurfürsten Johann Kasimir abgesetzt. Nikolaus Sommer, 1602 ff. Pfarrer in Gau-Weinheim, wo er bei der Wiedereinführung des katholischen Bekenntnisses abgesetzt, noch 1628 wohnt. Gau-Weinheim war dann von 1626 bis zur Schwedenzeit wieder katholisch. Johann Heinrich Eßlinger aus Zürich, 1651 bis 1655. Von 1655 an wurde Gau-Weinheim von Wolfsheim aus mitversehen. Gau-Weinheim wurde Filiale von Wolfsheim. Durch die pfälzische Kircheneinteilung im Jahre 1705 fiel die alte Kirche wieder an die Katholiken zurück. Im Jahre 1824 wurden die in Gau-Weinheim wohnenden Mitglieder der reformierten Gemeinde Wolfsheim, als Angehörige der neu gebildeten evangelischen Kirchengemeinde Gau-Weinheim, Glieder der evangelischen Pfarrei Wallertheim. Sie besitzen eine schöne, massive Steinkirche im unteren Teile des Dorfes. Herr Dekan Scheuermann wirkt zur Zeit als evangelischer Pfarrer von Wallertheim und Gau-Weinheim.

Quelle: Festschrift zum 100 jährigen Jubiläum des Turn und Sportverein 1883 e.V. Juli 1983 - Text von Franz Joseph Spang

1604 Torbogen am kath. Pfarrhaus

Der schöne Torbogen von 1604 am kath. Pfarrhaus kann auch jetzt noch dem Umbau des Pfarrhauses bewundert werden.

Quelle: Buch Rheinhessen Land der Sonne, des Weines und der Lebensfreude von Heinz Kürwitz

1605 Die alte Pfarrbesoldung

Im Jahre 1605 setzte sich die alte Pfarrbesoldung zusammen aus:

1. dem Ertrag des Pfarrgutes, das aus 24 Morgen Acker, 6 Morgen Wingert und 3 Viertel Wiesen bestand;

2. zwei Teilen des kleinen Zehnten von Rüben, Kappes, Heu, Lämmern und anderem;

3. einer Unterhaltung von seiten des Marienstiftes in Mainz, bestehend aus 10 Gulden an Geld, 1 Fuder Wein und 35 Malter Korn aus dem Zehnten;

4 aus etlichen kleineren Gefällen

Diese ursprüngliche Besoldung wurde bei der Kircheneinteilung 1705 den Katholiken wieder zurückgegeben.

Quelle: Festschrift zum 100 jährigen Jubiläum des Turn und Sportverein 1883 e.V. Juli 1983 - Text von Franz Joseph Spang

1651 evangelischer Pfarrer Heinrich Eßlinger aus Zürich

Von 1651 bis 1655 amtierte Heinrich Eßlinger aus Zürich als evangelischer Pfarrer in Gau-Weinheim; seine Herkunft läßt vermuten, daß er Calvinist war, also hatte das reformierte Bekenntnis in unserem Dorf Bestand. Von 1655 an wird die reformierte Gemeinde Gau-Weinheim von Wolfsheim aus versehen; sie wird Filial von Wolfsheim. Die konfessionellen Spannungen aber hielten noch lange an.

Quelle: Festschrift zum 9. Verbandsgemeindefest in Gau Weinheim 1988 - Beitrag von Heinrich J. Maurer und Werner Maurer

1707 Kirche St. Katharina fällt durch Los an die Katholiken

Im Jahre 1688 begann der Pfälzische Erbfolgekrieg, in dem die Franzosen nicht nur die Pfalz verwüsteten, sondern überall in den pfälzischen Gebieten mit Gewalt die katholische Religionsausübung wiederherzustellen suchten. Auch nach dem Frieden von Rijswijk hörten die Querelen nicht auf. Die konfessionellen Spannungen wuchsen sogar noch. Am 29. Oktober 1698 verfügte Kurfürst Johann Wilhelm (Jan Wellem) von der Pfalz, daß alle reformierten Kirchen auch den anderen beiden Konfessionen, Katholiken und Lutheranern, für den Gottesdienst zur Verfügung zu stehen hätten. Das bewirkte Aufruhr in den protestantischen Teilen Deutschlands (ließ beispielsweise den Kurfürsten von Brandenburg mit Repressalien gegen die Katholiken in seinem Gebiet drohen) und führte schließlich zu der sogenannten pfälzischen Zusage der völligen Religionsfreiheit. Im Oberamt Alzey wurden 1707 dann die Kirchen nach der jeweiligen Seelenzahl verteilt. Da Katholiken und Reformierte etwa gleichstark waren, fiel die Gau-Weinheimer Kirche durch Los an die Katholiken. Die Evangelischen richteten sich notgedrungen eine gegenüber dem Pfarrhaus gelegene Scheune für ihre Gottesdienste her. Als dieses Gebäude 1860 baufällig geworden war, konnte etwas südlich davon mit dem Bau einer neuen reformierten Kirche be-gonnen werden. Bereits am 17. Oktober 1864 wurde sie eingeweiht. Seitdem können sich die Einwohner des kleinen Dorfes zweier Gotteshäuser erfreuen.

Quelle: Festschrift zum 9. Verbandsgemeindefest in Gau Weinheim 1988 - Beitrag von Heinrich J. Maurer und Werner Maurer

1705 Kath. Kirche St. Katharina

In der pfälzischen Kirchenteilung 1705 fiel die Kirche den Katholiken zu, infolgedessen blieb die Pfarrei bestehen, die bei der neuen Einteilung der Erzdiözese in Landkapitel dem Kapitel Alzey zugeteilt wurde. Die jetzige Kirche wurde 1742 gebaut. Sie hat 1 Glöckchen. Dasselbe ist 1856 von A. Hamm in Frankenthal gegossen. Die Reformierten erbauten sich ebenfalls eine Kirche, sie wurde der Pfarrei Wolfsheim zugeteilt.

Vor der Glaubensspaltung stand auf der Höhe gegen Wolfsheim eine Kapelle zum hl. Kreuz, die Flur heißt heute noch im Grundbuch und im Volksmund am "hl. Kreuz".

Quelle: Brilmayer, Rheinhessen, 1905, Schulrat in Mainz

1740 Kath. Kirche wird erneuert

Im Kern romanisch.

Quelle: Buch Rheinhessen Land der Sonne, des Weines und der Lebensfreude von Heinz Kürwitz

1742 Kath. Kirche St. Katharina

Das Ortsbild der uralten Gemeinde Gau-Weinheim (Kreis Alzey) am Fuße des Wiesberges wird malerisch beherrscht von der hochgelegenen Pfarrkirche St. Katharina. Sie ist deutlich als ehemalige Wehrkirche zu erkennen, und ein Turm der mittelalterlichen Friedhofsbefestigung steht noch dicht neben der Kirche. Sie wurde 1742 an Stelle einer romanischen Kirche des 12. Jahrhunderts erbaut. Von diesem Bau sind noch am Außenbau Quadern und zwei Steinmasken aus der Zeit um 1180 und im Inneren die Triumphbogenwand erhalten. 1929 wurden ein neuer Chor und ein wuchtiger Turm angebaut, der heute die Silhouette der Anlage maßgeblich bestimmt.

Quelle: Zeitung von 1955

Die Pfarrkirche war der hl. Katharina geweiht. Sie lag im Erzbistum Mainz, stand unter dem Archidiakonat des Propstes vom Liebfrauenstift auf dem Felde außerhalb Mainz und gehörte zum Dekanat Partenheim. Sie hat zwei besondere Pfründen, eine auf dem Nikolaus- und die andere auf dem Liebfrauenaltare. Das Patronatsfest stand dem Liebfrauenstift zu den Staffeln in Mainz zu. Im Jahre 1331 wurde Erpho, Wolfram von Löwensteins Sohn, als Pfarrer proklamiert, der aber 1334 wieder resignierte. Im Jahre 1391 verzichtete der Ritter Johann von Löwenstein, Sohn weiland Wolframs, seine Gattin Anna von Oberstein und deren Sohn Henne gegen den Dekan und das Kapitel des Stifts zu unserer Lieben Frau zu den Greben in Mainz auf die Pfarrei, Kirche und den Kirchensatz zu Wyenheim bei Wallertheim.

Quelle: Brilmayer, Rheinhessen, 1905, Schulrat in Mainz

Die Kirche

Die alte Pfarrkirche 6), der heiligen Katharina geweiht, gehörte zum Erzbistum Mainz. Sie hat sicher schon bestanden, als die Weinheimer vier Bürger ihre Schenkungen an Lorsch im 8. Jahrhundert tätigten. Sie war damals, wohl wie überall, eine bescheidene Holzkirche. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts baute man eine romanische Steinkirche, etwa um 1180, von der noch an der jetzigen Kirche, erbaut 1742, mächtige Steinquadern in zweiter Verwendung eingemauert sind. Am Choreck der Barockkirche von 1742 befinden sich noch zwei Masken von der romanischen Kirche. Auch die Triumphbogen wand der romanischen Kirche ist noch erhalten. Der Abbruch dieser Kirche geschah 1742. Dieselbe mit dem sie umgebenden Friedhof war befestigt. Der alte Befestigungsturm am Treppenaufgang ist noch erhalten. Er erhielt im 18. Jahrhundert (1749) eine barocke Haube; er bildet mit der 1929 umgebauten Barockkirche ein prächtiges Dorfbild. Beim Umbau blieb der barocke Chor bestehen, und man legte im Westen einen neuen Chorraum an nebst einem Turm an der Nordwand. Unter dem ehemaligen Chor befindet sich sehr wahrscheinlich eine Gruft. In den neuen Altären, der Heldengedenknische und der Vorhalle finden wir zahlreiche, sehr gute Barock- und Rokokofiguren, meistens aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. In der Sakristei steht ein Altar mit Gruppe der Himmelfahrt Maria und weiteren Bildwerken des 18. Jahrhunderts. Die Kirche hatte zwei besondere Pfründen, eine auf dem Nikolaus- und die andere auf dem Liebfrauenaltar. Die umgebaute Kirche hat einen St. Katharinenaltar, alt. fix., einen Muttergottes- und einen Kreuzaltar. Die Kirche unterstand dem Archidiakonat des Propstes vom Liebfrauenstift auf dem Felde bei Hechtsheim und gehörte zum Dekanat Partenheim. Das Patronatsrecht, d. h. das Recht der Pfarrbesetzung stand dem Liebfrauenstift zu den Staffeln vor dem Dome in Mainz zu. Dieses Stift übertrug wohl das Recht an die Herren von Löwenstein. Im Jahre 1331 wurde Erpho, Wolfram von Löwensteins Sohn, als Pfarrer proklamiert, der aber 1334 wieder resignierte. Im Jahre 1391 verzichteten der Ritter Johann von Löwenstein, Sohn weiland Wolframs, seine Gattin Anna von Oberstein und deren Sohn Henne gegen den Dekan und das Kapitel des Liebfrauenstiftes zu den Staffeln auf die Pfarrei, Kirche und den Kirchensatz zu Wyenheim bei Wallertheim.

Vom großen Frucht- und Weinzehnten bezog das Stift zu unserer Lieben Frau in Mainz zwei und das St. Johannesstift daselbst ein Drittel. Am kleinen Zehnten hatte der Pfarrer zwei und das Johannesstift ein Drittel. Von den Pfarrern sind uns bekannt: Erpho von Löwenstein 1331-1334; Johannes Michael Bornheimer, geboren 16.10.1696 zu Gau-Bickelheim, Pfarrer in Nieder-Weinheim (so hieß der Ort etwa ab 1600 bis 1865, dann Gau-Weinheim), erster Definitor des Landkapitels Alzey, baute 1742 die Barockkirche, stiftete 1746 die Heiligensteine in der Gau-Bickelheimer Gemarkung, die im Jahre 1748, seinem Todesjahr, zur Ausführung kamen; Johann Georg Schaberger 1804-1818; Joseph Kamberger 1818-1823; Johann Adam Motz 1823-1827; Johann Baptist Dehost 1827-1837; Peter Nauth 1837-1838; Bernhard Seitz 1838-1840; Peter Sprey 1840-1852; Eugen Sommer 1852-1854; Franz Boll 1855-1858; Vinzenz Traud 1858-1883; Christoph Hüfner, Kaplan bei Traud, Pfarrverwalter und von 1887 an Pfarrer, gestorben 1933 im Alter von 95 Jahren; Lambert, Pfarrverwalter und Pfarrer, baute die Kirche 1929/30 um und wurde 1936 Pfarrer in Finthen; Heinrich Kraft 1936-1963; Josef Eppel 1963-?

Quelle: Festschrift zum 100 jährigen Jubiläum des Turn und Sportverein 1883 e.V. Juli 1983 - Text von Franz Joseph Spang

6) Baur: Hessische Urkunden, Band III, S. 561. -Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die Provinz Rheinhessen usw., von D. Dr. Wilhelm Diehl. - Schematismus der Diözese Mainz, 1961. - Handbuch der Diözese Mainz, 1931.

1749 Turm der ehemaligen Friedhofsbefestigung

Der Turm der ehemaligen Friedhofsbefestigung wird erhöht und mit Helm versehen. Im sogenannten Gemeindeturm besitzt der Ort noch einen alten Eckturm des ehemals die Kirche umschließenden Wehrfriedhofs. Im Jahre 1749 wurde er zum Glockenturm umgebaut; das Besondere an ihm ist, daß er sich allmählich zur Seite neigt - und in Anlehnung an den in Pisa - heute der "schiefe Turm" genannt wird.

Quelle: Buch Rheinhessen Land der Sonne, des Weines und der Lebensfreude von Heinz Kürwitz

1755 Kreuzkapelle auf dem Wißberg wird erbaut

Im Jahre 1755 stiftete Oberschultheiß Johann Jakob Hees die Hälfte seines Weinberges auf dem Wißberg, worauf noch im selben Jahr eine kleine Kapelle erbaut wird. Diese bot etwa 50 Menschen Platz und bei Gottesdiensten zu den beiden Kreuzfesten versammelten sich Gläubige aus der näheren und weiteren Umgebung. Der Gottesdienst wurde bei geöffnetem Portal gehalten, die Gläubigen standen im Freien.

Quelle:Beitrag aus Heimatjahrbuch 1961 von Pfarrer Johannes Merkel und Jürgen Beck Gau-Bickelheim.

1794 Kreuzkapelle auf dem Wißberg wird zerstört

In den Jahren 1794/1795 geriet die Kreuzkapelle auf dem Wißberg in den Wirren der Französischen Revolution zwischen die Linien preußischer und französischer Truppen und wurde fast vollständig zerstört. Fast 60 Jahre blieb die Kapelle nur als Ruine erhalten.

Quelle:Beitrag aus Heimatjahrbuch 1961 von Pfarrer Johannes Merkel und Jürgen Beck Gau-Bickelheim.

1797 Nieder Weinheim (Schmitt' sche Karte 23)

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

1815 Im Jahre 1815 betrug die Einwohnerzahl 406.

1816 Provinz Rheinhessen gebildet

Im Jahre 1816 kam der Ort wie das ganze Ländchen zwischen Worms, Mainz und Bingen an das Großherzogtum Hessen, und es wurde die Provinz Rheinhessen gebildet, bis nach dem zweiten Weltkrieg das neue Land Rheinland-pfalz entstand.

Quelle: Festschrift zum 100 jährigen Jubiläum des Turn und Sportverein 1883 e.V. Juli 1983 - Text von Franz Joseph Spang

1818 erhielt Rheinhessen seinen Namen

Namensverwirrung Rheinhessen - Da denkt der Flensburger oder Passauer wohl erst einmal an Hessen, doch gehört die Landschaft zwischen Bingen und Mainz, Alzey und Worms zu Rheinland-Pfalz. Im Namen spiegelt sich - wie so oft - die Geschichte wieder: Das bis dahin unter diverse Herrschaften aufgesplitterte Gebiet wurde um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert der französischen Republik einverleibt und gehörte bis 1814 zum Departement Donnersberg. Nach Napoleons Niederlage wurde es durch den Wiener Kongreß als Entschädigungs- beziehungsweise Tauschobjekt der Provinz Hessen zugeschlagen. Dessen Großherzog, Ludwig I., nannte sich jetzt Großherzog von Hessen und Rhein, und 1818 erhielt Rheinhessen - als der linksrheinisch gelegene Teil Hessens - offiziell seinen heutigen Namen.

Quelle: HB Bildatlas Hunsrück Naheland Rheinhessen 1990

1828 Ortsname "Bell Weinem" oder "Giegemer"

In Spottversen wird Gau-Weinheim Armut nachgesagt, infolgedessen auch, daß dort viele Bell-Leute (das sind Bettel-Leute, mindere Sippschaft) zuhause seien. Ähnliches wird auch anderen, heute wohlbeleumundeten Gemeinden unterstellt (so Elsheim, Erbes-Büdesheim, Hackenheim, Jugenheim). Daher der Beiname Bell Weinem.

Charakteristischer (weil in Rheinhessen sonst nicht vorkommend) ist aber der Neckname Giegemer (Giegheimer). Er erinnert daran, daß in dem Ort seit jeher (zumindest in vergangenen Zeiten) viele Messerstechereien ausgetragen wurden (giegsen oder gieksen = stechen).

Im Jahre 1828 hatte ein Adam Borninger an der Kerb (Kirchweih) im Streit um ein Mädchen den Nebenbuhler Peter Mann erstochen. Er wurde deswegen zum Tode verurteilt. Ein Nachfahre des Ermordeten hat die "Mörterliche Geschichte" in Versen in seiner Hauschronik überliefert. "An meinen Tod denkt oft ihr Leut - in einer künftigen Kirchenweyzeit ... In dunkler grauer Mitternacht - hat mich mein Mörter umgebracht" . . .). Diese Art einer kriminellen Betätigung ist an sich nicht landschaftstypisch. Ob irgendwann einmal eine Sippe zugezogen und dort seßhaft geworden war, die aus einem anderen sozialen Kreis oder aus einer Region stammte, wo Messerstechereien üblicher waren, ließ sich nicht klären.

Quelle: Ortsneckerreien aus Rheinhessen Hans-Jörg Koch Verlag der Rheinhessischen Druckwerkstätte Alzey

1830 Niederweinheim (G. W. J. Wagner 1830, 85)

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

1849 Gefecht in Kirchheimbolanden

"Rund 20.000 Preußen marschierten am 13. Juni 1849 in vier Kolonnen in die Pfalz ein: eine von Westen über Homburg, eine von Norden über Lauterecken, eine von Osten über Kirchheimbolanden und eine von Worms über Frankenthal. Am 14. Juni kam es zum ersten bedeutenden Gefecht in Kirchheimbolanden, wo sich das rund 1.000 Mann zählende Rheinhessische Armeekorps befand. Als sich mehr als 4.000 Preußen näherten, warfen die Freischärler am Eingang zum Schloßgarten eine Barrikade auf..." Jedoch: "Das Rheinhessische Armeekorps gab die Stadt kampflos preis. Die Kommandanten Zitz und Bam berger... flohen... Nur 40 rheinhessische Schützen blieben im Schloßgarten... Gedeckt hinter der heute noch stehenden östlichen Schloßgartenmauer konnten sie sich längere Zeit halten, bis sie von den Preußen umgangen waren." (H. Haasis). Der ungleiche Kampf ging schnell zu Ende. 17 der 40 Freischärler fielen durch die Kugeln der Preußen. Einer der 17 Gefallenen war der Gau-Weinheimer Philipp Metzger. Er war ausgezogen, um für seine Heimat mehr Freiheit zu erringen und ließ mit 21 Jahren im Schloßgarten zu Kirchheimbolanden sein junges Leben.

Ein Gedenkstein auf dem dortigen Friedhof erinnert die Nachwelt an diesen Opfergang.

Gau-Weinheim sollte sich stolz dieses Sohnes erinnern.

Quelle: Festschrift zum 9. Verbandsgemeindefest in Gau Weinheim 1988 - Beitrag Werner Maurer

1857 Kreuzkapelle auf dem Wißberg wird wieder errichtet

Am 22. November 1857 wurde die Kapelle wieder errichtet.

Quelle:Beitrag aus Heimatjahrbuch 1961 von Pfarrer Johannes Merkel und Jürgen Beck Gau-Bickelheim.

1864 Die evangelische Kirche wird eingeweiht

Als die um 1180 erbaute alte Steinkirche bei der Pfälzischen Kirchenteilung 1705 wieder den Katholiken zugesprochen wurde, richteten sich die Nieder-Weinheimer Reformierten, der Not gehorchend, eine alte Scheune als Gotteshaus her. Es stand in der oberen Hälfte der Mittelgasse, unweit des Pfarrhauses, und mußte 1860 wegen Baufälligkeit abgetragen werden. Die im gleichen Jahr geführten Verhandlungen über einen Neubau, zogen sich, da Kapital und Grundstück fehlten, bis 1863 hin. Als Baugelände konnte schließlich das Grundstück hinter der Weed erworben, und bald die Baugenehmigung erteilt werden. Mit dem Bau wurde begonnen, die feierliche Grundsteinlegung fand am 16. Juli 1863 statt. In den Stein wurde eine versiegelte Flasche 1862er Wein vom Bürgermeister und eine Silbermünze eingemauert.

Entwurf und Zeichnung der neuen Kirche wurden vom damaligen Großherzogl. Kreisbaumeister Lindt zu Oppenheim und dem Bauamtskandidat Wetter entworfen, der Bau selbst wurde vom Großherzogl. Kreisbaumeister Billhardt zu Oppenheim ausgeführt. Überwacht wurden die fortschreitenden Arbeiten vom Bauaufseher Gramm aus Wörrstadt. - Dankbar sei auch an die wohlwollende Hilfe des damaligen Kreisrathes Schmidt gedacht. Wichtige finanzielle Hilfe waren auch die Spenden des Gustav-Adolf Werks.

So konnte schon 1864 die Kirche fertig gestellt werden. Am 17. Oktober 1864 wurde die Kirche eingeweiht.

Mit der ein Jahr später, 1865, erstellte Einfriedung des Kirchgartens, waren alle Baumaßnahmen beendet. Die Bausumme betrug ca. 30000 Goldmark.

Baubeschreibung:

Ein von Ost nach West ziehender rechteckiger, dem damaligen Baustiel entsprechender einfacher Bruchsteinbau. Eingang von der Mittelgasse her (Osten) durch das parkähnliche Vorgelände. (Die erst kurz vorher erlassenen Reglementierungen - das Eisenacher Regulativ - brauchten hier noch nicht berücksichtigt werden.) Im Frontgiebel, hoch über dem Eingangsportal, ein ganz aus Stein gehauener Dachreiter, der die zwei Glocken trägt (fis, gis) . Ein schieferbedecktes Satteldach mit je 4 kleinen Dachgauben. Die Seitenwände sind unterbrochen von je 4 hohen zweigeschoßig wirkenden Fenstern. Die hintere Giebelfront ist mit einem schönen Rundfenster versehen. Der Gesamteindruck; ein einfacher aber harmonisch wirkender Baukörper.

Wirkt das äußere der Kirche einfach und bescheiden, so ist der Besucher vom Innern der Kirche um so mehr angetan. Durch die Eingangstür fällt der Blick auf Altar und Chorraum mit einer seitlich stehenden, als Kelch ausgebildeten, wunderschönen Kanzel; an ihr sind die Bildnisse der fünf Apostel angebracht. Über dem Eingang und seitlich auf Säulen ruhend, die Empore mit Seitenemporen. Besonders deren Brüstungen, schöne Holzarbeit, die in verschiedenen Farbtönen hervorgehoben wird, beeindrucken den Beschauer. Bei weiterem Gang nach vorne ist rücklings der Prospekt, der im Verhältnis zum Raum eher mächtig wirkenden Orgel, zu bewundern. Sie wurde einst von dem Orgelbauer Förster aus Bermersheim bei Alzey erstellt.

Alles in Allem macht die Innenausstattung mit dem in Blautönen gehaltenem Anstrich und den buntverglasten Fenstern ein wahres Kleinod aus unserer Kirche.

Bau 1863-64 Außenanlage 1865, Kirchenausmalung 1930 durch Kirchenmaler Velte. Letzte Renovierung 1970-71. Neues Dach, neuer Fußboden, neue Heizung; erneute Ausmalung durch Kirchenmaler Velte-Sohn. Gesamtkosten dieser Renovierung über l00.000 DM.

Wiederindienststellung: 30.1.1972.

Dringend anstehend: Erneuerung von Einfriedungsmauer und Tor, sowie Zugang zur Kirche, Reduzierschnitt an Bäumen und eventuelle weitere Umgestaltungen im Kirchengarten.

Quelle: Werner Maurer Gau-Weinheim, den 6.3.1994

1869 Gau-Weinheim (H. Kaufmann 1976a, 81)

Der ON wird gedeutet als Heim des *Wigo, Wiho' zum PN *Wigo, WhiO. Seit 1869 lautet der amtliche Name des Dorfes Gau-Weinheim, davor hieß es Niederweinheim oder Weinheim bei Wallertheim. Insbesondere mit dem Namen des Dorf Weinheim bei Alzey ist es zu Verwechslungen gekommen. Das Dorf und seine Bewohner werden mit zwei Namen geneckt: Bell Weinem und Gigemer

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

1870 Ortsname wird zu Gau-Weinheim

Quelle: Heimatkundeheft Erwin Gottschlich Volksschule Gau-Weinheim 1967 Lehrer Willi Rothe

1870 Eröffnung der Bahnstrecke Bingen-Armsheim

Am 29.06.1870 wurde die Bahnstrecke Bingen-Armsheim mit einer Länge von 25,66 km eröffnet

1875 Volkszählung in Rheinhessen

Großherzog Ludwig III. zu Rheinhessen-Hessen-Darmstadt führte eine Volkszählung durch.

Gau-Weinheim: 122 Wohnhäuser mit 124 Haushaltungen, 241 männlichen und 290 weiblichen Bürgern. Gemarkungsgröße 2000 Morgen Es werden zwei gemeindeeigene Bullen gehalten. Der Bullenhalter bekommt dieselben von der Gemeinde gestellt und erhält pro Bullen jährlich 223 Mark Futtergeld gezahlt und von jeder Kuh, die besprungen wird 50 Pfennig Sprunggeld.

Gau- Weinheim, 08.Dezember 1875, die Volkszählung ist abgeschlossen.

Quelle: In einem Zeitungsausschnitt ist zu lesen; Private Niedeschrift von Karin Völker

1883 Gründund des Turn- und Sportvereines Gau-Weinheim

Im Jahre 1883 fanden sich junge Männer zusammen und gründeten den Turnverein Gau-Weinheim. Im Gründungsjahr zählte der Verein 40 Mitglieder; aber schon bald erhöhte sich die Zahl, ein klarer Beweis für das Interesse an einer guten Sache. Durch Spenden und kulturelle Veranstaltungen verschafften sich die Gründer ein Vereinsvermögen, wovon sie sich die nötigen Sportgeräte sowie eine Vereinsfahne anschafften. Der Monatsbeitrag war sehr gering und reichte bei weitem nicht für Neuanschaffungen aus. Ein kleiner Spielmannszug, der ausgestattet war mit Trommeln und Pfeifen, war schon vorhanden. Es wurde, nur im Freien geturnt.

Quelle: Festschrift zum 100 jährigen Jubiläum des Turn und Sportverein 1883 e.V. Juli 1983

1891 Volksschule wird gebaut

Im Jahre 1891 entschloß sich die Zivilgemeinde eine Schule zu bauen. Zu diesem Zwecke erwarb man in der Hochstraße das erforderliche Grundstück. Die Schule erhielt zwei Säle mit je 5 großen Fenstern, welche übereinander liegen. Der Eingang und das Treppenhaus ist vor den Sälen zur Straße hin aufgeführt. Das Haus ist ganz unterkellert. Die Abortanlagen wurden an die linke hintere Seitenfront des geräumigen Schulhofes gebaut. Die Säle haben folgende Größen: 7,40 m lang, 6,40 m breit und 3,85 hoch. Auch hier waren noch beide Konfessionen getrennt, also in zwei einklassige Schulen in einem Haus.

Quelle: Orginal Schulchronik von Grundschule Wallertheim

1891 Evangelisches Schulhaus wird später zum Gemeindehaus

Bis zum Jahre 1891 hatte das kleine Dorf Gau-Weinheim zwei Bekenntnisschulen. Beide standen in der Mittelgasse. In der oberen Hälfte der Straße die evangelische, und im unteren Teil die katholische Schule. Beide einklassig und mit je einer Lehrerwohnung versehen.

Als dann im Jahre 1891 eine neue zweiklassige Schule gebaut und ihrer Bestimmung übergeben war, wurden die alten Schulräume nicht mehr benötigt. Das katholische Schulhaus wurde verkauft, während das ehem. evangelische Schulhaus fortan bis zum 2. Weltkrieg (1939) der jeweiligen evangel. Lehrerfamilie als Wohnung diente. In den ersten Kriegsjahren war es kurz Lager d.h. Schlafraum für polnische Kriegsgefangene, um dann bis in die Nachkriegsjahre Mieter aufzunehmen. Als die Wohnungsnot nachließ, gelang es dieses Haus zum Gemeindehaus umzubauen.

Es wurde ein größerer Raum geschaffen und eine erforderliche Küche mit Vorraum. Die vorhandenen Kammern im Dachgeschoß dienen als Abstellräume.

Versehen mit Tischen und Stühlen, Herd und ausreichendem Geschirr, konnte von nun an dieses Haus als Begegnungstätte für den Frauenkreis, für Konfirmation-Nachfeiern, für Begräbnisimbis und auch für einen jährlich stattfindenten Altennachmittag genutzt werden.

Auch die Sitzungen des Kirchenvorstandes werden gerne darin abgehalten.

Nun ist, nach jahrzehntelanger Nutzung, eine Renovierung notwendig geworden. Besonders die Außenfassade bedarf einer gründlichen Erneuerung, damit auch dieses Haus bald wieder ein ordendliches Aussehen erhält.

Anmerkung: Ist bereits geschehen. Seit der letzten Erneuerung steht es auch den hiesigen Landfrauen für ihre Begegnungen und Veranstaltungen offen. Gau-Weinheim 15.11.2000

Quelle: Werner Maurer Gau-Weinheim, den 8.3.1994

1893 Kreuzkapelle auf dem Wißberg muß abgerissen werden

Im Jahre 1893 wurde die Kapelle infolge Erdrutschungen baufällig und mußte abgerissen werden. Die Kapelle steht an einem gefährdeten Punkt des Wißberges, am oberen rheinhessischen Quellhorizont. Infolge langsamer, aber stetiger Rutschungen des Cyrenenmergels wird die Kapelle baufällig, was ihre Niederlegung im Jahre 1893 zur Folge hatte.

Quelle:Beitrag aus Heimatjahrbuch 1961 von Pfarrer Johannes Merkel und Jürgen Beck Gau-Bickelheim.

1905 Gau-Weinheim, katholisches Pfarrdorf im Kreise Oppenheim

früher Nieder-Weinheim, am Fuße des Wiesberges, hat 116 bewohnte Häuser und 503 Einwohner, darunter 313 Evangelische und 190 Katholiken.

Verwaltung

Das Dorf bildet eine Bürgermeisterei, ist Sitz eines katholischen Pfarramtes und gehört zum Amtsgericht und Steuerkommissariat Wörrstadt. Bezirkskasse Wöllstein, Untererhebstelle Wallertheim. Post in Wallertheim.

Kirche und Schule

Die katholische Pfarrei mit der Kirche zur hl. Jungfrau Katharina mit 3 Altären liegt im Dekanat Gau-Bickelheim. Filialisten sind die Katholiken aus dem 1,7 km entfernten Wallertheim. Die Evangelischen sind Filialisten der Pfarrei Wallertheim im Dekanat Wöllstein.

Es bestehen zwei Schulen, eine katholische und eine evangelische; die katholische hat 25 Kinder und einen Lehrer, die evangelische zählt 37 Kinder und hat einen Lehrer.

Gemarkung

Die Gemarkung ist 440,25 Hektar (1761 Morgen) groß, darunter befinden sich 364,88 ha Ackerfeld, 3,96 ha Wiesen, 54,65 ha Weinberge, 0,46 ha Wald und 2,88 ha Hofreiten. In der Gemarkung liegt der 270 m hohe Wiesberg, auf dem sich der Wiesberger Hof befindet.

Zehnte

Vom großen Frucht- und Weinzehnten bezog das Kollegiatstift zu unserer Lieben Frau in Mainz zwei und das St. Johannesstift daselbst ein Drittel. Am kleinen Zehnten hatte der katholische Pfarrer zwei und das Johannesstift ein Drittel.

Gericht

Das öffentliche Gericht fand vor der Kirche unter einem Baume statt.

Quelle: Brilmayer, Rheinhessen, 1905, Schulrat in Mainz

1907 Kreuzkapelle auf dem Wißberg wieder errichtet

Erst in den Jahren 1907 - 1910 kann nach umfangreichen Sammlungen. Schenkungen und viel Selbsthilfe der Mitglieder der Pfarrgemeinde die neue Kapelle errichtet werden. In halber Höhe des Wißberges thront sie im rheinisch-romanischen Stil erbaut. Neben dem Außenchor ist eine Kanzel angebracht. Vor dem Außenchor ist eine Terrasse, die sich gut in das Gesamtbild einfügt. Vor dem Eingang befindet sich eine kleine Vorhalle, von der man durch vier kleine Fenster den Hochaltar bewundern kann. Der Hauptturm erhebt sich zu einer Höhe von zwanzig Metern, das Treppenhaus krönt ein Hausteintürmchen.

Quelle: Franz Josef Spang, Gau-Bickelheim

1923 Der Wißberg und seine Umgebungen, von Lehrer F. J. Spang

Köstlich ist es, oben auf der kleinen Anhöhe östlich des Dorfes, dem Kisselberg, zu sitzen, wenn der Abend sich rote Rosen ins Haar flicht und dann das freundliche, kleine Dörfchen und den am Tage sonnigglänzenden Wißberg im Hintergrund in sanften Purpur taucht. Überaus reizvoll steht da die barocke Haube des Gemeindeturms (1749) und darüber auf sanfter Anhöhe das kleine der hl. Katharina geweihte Kirchlein (Abb. 28). Mächtig wächst daneben im Schein des Abendrotes in voller Breite des Zehnthofs wettergraues Dach auf.

Turm der früheren Friedhofsbefestigung aus dem Mittelalter stammend, 1749 (Jahreszahl an der Türe) erhöht und mit jetzigen Barockdach versehen, seither Glockenturm der katholischen Kirche. Der Chor der katholischen Kirche ist etwa 15 m vom Turm entfernt. Schiff von 1740. Außen noch Reste romanischen Mauerwerks sichtbar, darunter ein Quader mit Zickzacklinien, zwei Fratzen an den Chorecken mit flachen Gesichtern. Im Innern romanische Triumphbogenwand, Pfeiler mit Kämpfergesimsen, Bogen jünger. Unter dem Chor wird eine Gruft oder Krypta vermutet.

Unter der Empore im Schiff ein Grabstein mit der Bezeichnung Nieder-Weinheim, wie der Ort früher hieß.

Im Schatten des Kirchleins ruhen seit unendlichen Zeiten die Toten. Auf diesem einst befestigten (Überreste noch vielfach vorhanden), hoch gelegenen Friedhof webt die Erinnerung einer tausendjährigen Geschichte. In "Wibenheimer marca" besitzt Kloster Lorsch im Jahr 770 einen halben Weinberg am Wißberg.

Und das Kirchlein! Der Triumphbogen des Chores ist aus romanischer Zeit, wie auch die zwei interessanten Skulpturen (Menschenköpfe) an der Außenwand desselben; das Schiff zeigt einfachen Barockstil. Der zierliche Dachreiter hielt den Stürmen der Zeit nicht stand. Er muß aber wieder errichtet werden; es fehlt sonst etwas an diesem lieblichen Bilde.

Dingtag (= Gerichtstag) wurde regelmäßig unter dem Schatten einer großen Linde vor dieser Kirche gehalten. Gegenstand der Tagung waren zuerst Weisung der Herrenrechte und des Herrenbesitzes, der Polizei- oder Gerichtsordnung, dann Anbringung und Erledigung der erstatteten gerichteten Anzeigen, der "Rügen" und Privatklagen usw. Nach dem Weistum von 1535 (Original auf den Bürgermeisterei Gau-Weinheim) "weißet der Scheffen des Gerichts und Dorf zu Weinheim bey Wallertthum .... dem Durchlauchttigem hochgeborenen Fürsten und Herrn, Herren Ludtwigen Pfalz-Grafen bey Rhein ... auch deren Erben und Nachkommen ..... Grund und Boden, ein Richter über Hals und Bein, dem allein alle Hohe und Niedere Obrigkeiten zu Weinheim bey Wallerthum zustehen".

Der erste Teil dient der Erhaltung der Rechtskunde, der zweite der Erledigung von Rechtsfällen.

"... weil bisher mancherley Alte Undügliche mißbräuche und Übungen bey ihnen gewesen", und, daß "nun hinforter in gemelte Dorf Weinheim bey Wallerthum ein ordentlicher process durch die Gerichtspersonen und partheyen, so sich in rechtfertigung daselbst begeben, gebraucht werde", wurde 1535 die Gerichtsordnung durch den Burggrafen von Alzey gegeben.

Weil das Gericht nicht mehr, als mit sieben Schöffen besetzt, und auch sonst geringe und kleine Handlungen zu erwarten hatte, so verordnete der Burggraf zu Alzey, Burkhard von Weiler, daß nunmehr alle Jahr "Vier Ungebotten Ding und Recht Tag gehalten werden sollen, Nemblichen daß erst auf Dienstag nach der heiligen Dreier König Tag; das ander auf Dienstag nach quasimodogeniti (2. Woche nach Ostern), das dritt auf Dienstag nach Johannis Baptiste und das Viert auf Dienstag nach Martini, doch wo ferien einfallen würden, Alz dann soll solcher Gerichts Termin den Recht darnach folgenden Tag gehalten werden".

Mit genügender Deutlichkeit lehrt uns das Weißtum über die einzelnen Punkte beim äußeren Verlauf der Gerichtsverhandlung. Zuerst erfolgt unter Eid die Erhebung der Anklage, dann ebenfalls unter Eid die Klagebeantwortung. Unter anderem enthält es verschiedene Eidesformeln, und zwar für die Armut, für den Schultheißen, für die Schöffen, für den Gerichtsschreiber, für den Büttel (Gemeindediener), für die Feldmesser und die Zeugen.

Ein "maineidiger gezeuge" wurde schwer bestraft: "Zum ersten Straf und poeen Seiner Seelen, sofern er demselbigen Aidt nicht genug thut, in welchen Aidt er das Leben unseres Herren Christi Jesu beleidigt, so er unrecht sagen würd solche Straf Ewig ist und kein Ende hat.

Zum anderen mahl: So der Zeuge eine falsche Kondschaft gebe, und das offenbar würd, So wer er der Zung Seiner Obrigkeit, leibs und lebens straf Verfallen und soll man ihme seine Zung hinden zu dem Nacken herausreißen.

Zum Dritten mahl: Soll man dem Maineidige Gezeugen die zween Finger und den Daumen abhauen; da er den Aidt mit hat geschworen die Heilige Dreyfaltigkeit bedeuten, dan bei dem Daumen wird bedeut Gott Vatter, der Finger bei dem Daumen bedeut den Sohn Jesum Christum und der lengst Finger bedeutet den Heiligen Geist, zu einem zeigen, das er ohn recht geschworen hat und die Heiligen Dreifaltigkeit verletzt.

Zum vierten: betreugt ein falscher zeug den Richter, daß er ein unrecht Urtheil gebt, deßhalb der falsche zeug ist schuldig den Jenigen er ihr Guth abgesagt hat Samb aller erlittenen Kösten und schaden Korung zu thun."

Schon sehr frühe gehörte das Dörfchen zur Burg Stromberg. Als Pfalzgraf Rudolf I. die Burg Stromberg im Jahr 1311 an den Grafen Simon III. von Spanheim mit allen Zubehör verpfändete, befand sich darunter auch Weinheim. Später kam Weinheim zum Amt Alzey, bei dem es bis Ende des 18. Jahrhunderts verblieb.

Die Pfarrkirche gehörte zum Erzbistum Mainz. Sie hatte zwei besondere Pfründen, eine auf dem Nikolausaltar und die andere auf dem Liebfrauenaltar. Das Patronartsrecht hatte das Stift unser lieben Frau Mariae zu den Stufen in Mainz. Im Jahre 1331 wurde Erpho von Löwenstein als Pfarrer proklamiert, der aber 1334 wieder resignierte. Ritter Johann von Löwenstein und seine Gattin Anna von Oberstein und deren Sohn Henne verzichteten im Jahre 1391 gegen den Dekan und das Kapitel des Liebfrauenstifts auf die Pfarrei, auf die Kirche und den Kirchenschatz zu Weinheim bei Wallerthum.

Von dem großen Frucht- und Weinzehnten bezog das Liebfrauenstift zwei, das Johannisstift ein Drittel. Am kleinen Zehnten hatte der Pfarrer zwei und das Johannisstift ein Drittel.

Ein evangelischer Pfarrer zu "Weinheim bey Wallerthum" wird am 8. Dezember 1602 genannt mit Namen Nikolaus Sommer. Er war im Jahre 1628 noch in Weinheim. In Jahre 1605 setzte sich die Pfarrbesoldung zusammen aus:

1. dem Ertrag des Pfarrguts, das in 24 Morgen Acker, 6 Morgen Wingert und 3 Viertel Wiesen bestand;

2. zwei Teilen des kleinen Zehnten von Rüben, Kappes, Heu, Lämmern und anderem;

3. einer Unterhaltung von seiten des Marienstifts in Mainz, bestehend in 10 Gulden an Geld, 1 Fuder Wein und 35 Malter Korn aus dem Zehnten;

4. etlichen kleineren Gefällen

Diese Besoldung wurde bei der Kircheneinteilung 1705 den Reformierten entzogen und den Katholiken wieder zurückgegeben. Auch die Kirche fiel den Katholiken zu, und infolgedessen blieb die katholische Pfarrei bestehen. Die Protestanten haben jetzt eine neue Kirche. Diese ist 1765 noch Filiale von Wolfsheim jetzt von Wallertheim. Am 24. Juni 1651 wird Johann Heinrich Eßlinger zum evangelischen Pfarrer von Weinheim und Vendersheim bestellt. Am 18. April 1654 erhält Christoph Eckard diese Pfarrei zu seiner Pfarrei Wolfsheim.

Als katholische Pfarrer von Weinheim starb im Jahre 1746 Johann Michael Bornheimer aus Gau-Bickelheim.

In der Gemeinde Bermersheim bei Alzey wirkte seinerzeit ein Lehrer namens Bösant, der früher reformierte Pfarrer zu Gau-Weinheim war und ein Opfer der Ideen der französischen Revolution geworden war. Er predigte vom "Bürger Gott" vom "Bürger Christus" und vom "Bürger Petrus", bis er seines Amtes entsetzt wurde. Gau-Weinheim hieß bis zum Jahre 1869 Nieder-Weinheim.

Quelle: Der Wißberg und seine Umgebungen, von Lehrer F. J. Spang in Vendersheim; Mainz 1923; Druck und Verlag von Oscar Schneider, Mainz (Buch von Roland Schertel)

1926 60 jähriges Jubiläum Pfarrer Hüfner

1929 Kath. Kirche erhält neuen Chor und Turm nach Westen

1929 wurden ein neuer Chor und ein wuchtiger Turm angebaut, der heute die Silhouette der Anlage maßgeblich bestimmt. In der Vorhalle, den neuen Altären, der Heldengedenk-Nische, auch in der Sakristei sind noch zahlreiche schöne Bildwerke aus der Barock- und Rokokozeit des 18. Jahrhunderts erhalten. Die modernen Glasfenster fügen sich gut in die Raumstimmung dieser Kirche ein, die historisch und neuzeitliche Elemente harmonisch verbindet.

Quelle: Zeitung von 1955 und Buch Rheinhessen Land der Sonne, des Weines und der Lebensfreude von Heinz Kürwitz

1929 kath. Kirche erhällt neue Glocken

Pfarrer Lambert kath. Kirche

1933 Pfarrer Christoph Hüfner stirbt im Alter von 95 Jahren

An der Kirchenmauer fand 1933 der im hohen Alter von 95 Jahren verstorbene legendäre und allseits hochgeachtete Pfarrer Christoph Hüfner seine letzte Ruhestätte.

1936 Aus rheinhessischen Dörfern III Das Wiesbachtal

Gau-Weinheim, 135 m ü. d. M.

ebenfalls noch im Kreis Oppenheim, in einer auf drei Seiten von meißt rebenbepflanzten Hügeln umgebenen Mulde anmutig gelegen, am Ostfuß des stattlichen Wiesbergs. Der weit ins Land schauende Hof Wiesberg und dessen höchster Punkt (270,2 Meter) gehören zur Markung. Das freundliche und saubere Dorf zählt 504 Einwohner in 129 Haushaltungen, Wohndichte hiernach 3,9. Von den Bewohnern sind 264 evanglisch, 238 katholisch, auch sind 2 Gemeinschaftslose darunter. Das Dorf steht unter den hessischen Gemeinden nach der Einwohnerzahl an 527. Stelle unter 982, seine Bevölkerung ist überwiegend landwirtschaftlich tätig. Von den Berufstätigen gehören 72,2 der Landwirtschaft, 13,3 Gewerbe und Industrie und 5,2 v. H. Handel und Verkehr an.

Die Markung ist klein und umfaßt nur 1760 Morgen. Davon sind 1428 Morgen Ackerland und 248 Morgen Weinberge. Ein guter Wein gedeiht hier, und früh reifen die Trauben in den geschützten Lagen., traf doch der Verfasser schon am 10. September heuer stellenweise reife Trauben in den sonnigen Wiesberglagen an. Von den 124 landwirtschaftlichen Betrieben haben 22 bis zu 2 Morgen Betriebsfläche, 38 haben 2 bis unter 8 Morgen, 27 = 8 bis unter 20 Morgen, 16 = 20 bis unter 80 Morgen und 1 über 200 Morgen (Hof Wiesberg ca. 350)

2374 tragbare Obstbäume, meißt Apfelbäume gibt es auf der Markung. Gewerbebetriebe gibt es 28 mit 41 beschäftigen Personen. Im Verhältnis zur kleinen Markung gibt es hier auch ziemlich viele Walnußbäume. Geschichtlich wird Gau-Weinheim schon im zweiten Drittel des 8. Jahrunderts in Lorscher und Fuldaer Urkunden genannt. Es gehörte schon früh zur Burg Stromberg, mit der es im Jahr 1311 von Pfalzgarf Rudolf I. an die Sponheimer Grafen verpfändet wurde. Später kam es vom Stromberger Amt an das Amt Alzey und teilte dessen Schicksale.

Das Dorf besitzt 2 Kirchen. Mitten im Ort liegt die neue evanglische Kirche, in romanischem Stil erbaut, inmitten eines hübschen, baumgezierten Vorgartens. Die ältere, vor einen Jahren neu hergerichtete katholische Kirche liegt am oberen, nördlichen Dorfende. Als Glockenturm dient ihr ein etwa 15 m abseits vom Chor stehender alter wiederhergestellter sog. Gemeindeturm, ein aus dem Mittelalter stammender Wehrturm der früheren Friedhofsbefestigung, der im 18. Jahrhundert sein eigenartig wirkendes Barockdach erhielt. Auch ein alter Zehnthof liegt in der Nähe. Die im Innern romanische Kirche inmitten des hochgelegenen Friedhofs ist besuchenswert. Gau-Weinheim hat eine katholische Pfarrei, der auch die Katholiken des nahen Wallertheim zugeteilt sind, während die Protestanten zur Pfarrei Wallertheim gehören.

Von Gau-Weinheim aus folgt man der am Gemeindeturm vorüberführenden Straße, die sich später gabelt und nach

Wolfsheim (3,5 km) führt, während man auf dem rechts abzweigenden Ast nach dem 3 km entfernten Vendersheim gelangt. Die Straße wird von Wolfsheim aus von der werktäglich zweimal verkehrenden Landkraftpost Sprendlingen - Wendelsheim - Fürfeld befahren und bietet schöne Fernblicke. Am Ortsende geht man links in den Feldweg, der um den Friedhof herumführt, und erreicht dann den Weg zum Wiesberghof. Anfänglich langsam, dann stärker steigend führt der Weg zu den Weinbergen. Rechts erinnert die Flur " Im Kreuz" und " Im Kreuzgraben" an eine einst hier befindliche Kapelle zum Hl. Kreuz, die auf der Anhöhe stand und zu Beginn des 18. Jahrhunderts einging. Nun geht es in den Weinbergen immer steiler bergan, an heißen Tagen manchen Schweißtropfen kostend. Man ist gezwungen, öfters eine kleine Rast einzuschalten, die sich aber sehr lohnt. Kann man doch hierdurch den schönen Rückblick genießen. Entzückend ist der Blick auf das in den Geländefalten sich anmutig hinschmiegende Gau-Weinheim mit dem beherrschenden Gemeindeturm, auf das nahe Wallertheim, das ab Armsheim durchwanderte Bachtal und das am Höhenrand überaus geschützt eingebettete Vendersheim mit seinem spitzen Kirchturm, bald erscheinen auch Sulzheim und Wörrstadt mit dem nahen Rommersheim im Blickfeld. Steil geht es weiter, hellfarbiges Gestein tritt auf und erinnert daran, daß man das Gebiet des Muschenkalks, der Corbicula- und Cerithienkalke des einstigen Meerbeckes betreten hat. Immer weiter reicht die Sicht. In der Ferne grüßt der Lonsheimer Aussichtssturm über die Dörfer Lonsheim und Bornheim herüber, und auch gegen Südwest weitet sich die Umschau. Bald hat man den Steilrand des Wiesbergs erreicht und steht vor dem ausgedehnten Bauten des Hof Wiesberg.

Quelle: "Volk und Heimat - Wochenbeilage der Rheinhessischen Volksblätter, Alzey" vom 23. September 1936

1938 Einwohnerbuch für den Kreis Alzey und Kreis Bingen-Land

Gau-Weinheim ist ein über tausendjähriges Weinort. Schon um 770 besaß das Kloster Lorch laut Urkunde einen halben Weinberg in "Wibenheimer marco". Lieblich liegt das freundliche Oertchen in einer schützenden Mulde am Ostfuß des weintragenden Wißbergs. Die Gemarkung umfaßt 100 Hektar Weinberge und 300 Hektar Ackerfeld. Daraus ergibt sich schon Erwerb und Beschäftigung der Bewohner. 90 Prozent sind in Weinbau und Landwirtschaft beschäftigt. Einige Weinbaubetriebe verschicken Gau-Weinheimer Wein im Kleinversand in alle Gaue Deutschlands. Die restlichen 10 Prozent der Einwohner finden in der Industrie der Nachbarorte und -Städte Beschäftigung. Zu Gau-Weinheim gehört auch das 350 Morgen umfassende Hofgut auf dem Wißberg. Die Verkehrslage Gau-Weinheims ist recht günstig: 1km zur Reichsstraße 1. Ordnung Oppenheim - Bad-Kreuznach, eine Viertelstunde Weg zur Bahnstation Wallertheim an der Strecke Bingen - Alzey - Worms. Von alten Bauwerken sind sehenswert: Der einst zur Friedhofsbefestigung gehörige Gemeindeturm und der Türbogen aus dem Jahr 1576 an dem Privathaus Untergasse 138.

Dorf Gau-Weinheim, 504 Einwohner.

Zellenleiter: Joh. Hungermüller 2. 1. Bürgermeister: Phil. Huth. 2. Bürgermeister: Karl Jakobi. Gemeinderäte: Friedr. Wilh. Decker, Heinrich Griesheimer, Phil. Schuster, Karl Dautermann. Gemeindeschreiber: Karl Huth. Gemeindekassierer: Karl Dautermann. Gemeindearbeiter: Johann Mauer. Lehrer: Eugen Schuler, Kohlbacher. Kath. Pfarramt: Pfarrer Heinr. Kraft. Postamt: Poststelle Gau-Weinheim über Sprendlingen. Bahnstation: Wallertheim. Gendarmeriestation: Wallertheim. Feuerwehr: Wehrführer Reinhold Weber. Arzt: Dr. Wagner, Wallertheim. Apotheke: Adler-Apotheke Wörrstadt.

von der Au, Anna, Landwirtin, Mittelgasse 117

von der Au, Elisabetha, Landwirtin, Mittelgasse 101

von der Au, Heinrich, Landwirt, Untergasse 35

von der Au, Johann Phil.Heinr., Landwirt, Mittelgasse 118

Bärenz, Christine, Privatin, Untere Pforte 14

Baumann, Ludwig, Schumacher, Untere Pforte 20

Baumann, Wilhelm, Maurer, Untere Pforte 20

Bayer, Anna, Landwirtin, Untergasse 87

Bechtluft, Johann, Fabrikarbeiter, Untergasse

Bechtluft, Phillip, Feldschütz, Obergasse 104

Beck, Johann, Landwirt, Obergasse 74

Beck, Karl, Landwirt, Untergasse 147

Beck, Wilhelm 5., Landwirt, Untere Pforte 32

Becker, Adolf, Tüncher, Obergasse 73

Becker, Joh. Michael,Ludw., Landwirt, Mittelgasse 122

Becker, Peter, Landwirt, Mittelgasse 121

Berthold, Veronika, Landwirtin, Obergasse 108

Berwanger, Maria, Landwirtin, Untere Pforte 149

Bieser, Katharina, Landwirtin, Untere Pforte 149

Borger, Karl Schmied, Untere Pforte

Borniger, Johann ,Landwirt, Hochstadt 85

Borniger, Wilhelm, Landwirt, Obergasse 108

Brand, Christina, Landwirtin, Untergasse 6

Christ, Karl, Landwirt, Mittelgasse 116

Ehrhardt, Philipp, Fabrikarbeiter, Mittelgasse 114

Elz, Barbara, Privatin, Hochstadt 80

Elz, Philipp, Landwirt, Untergasse 134

Enders, Elisabetha, Landwirtin, Untergasse 31

Enders, Johann, Landwirt, Untere Pforte 22

Enders, Wilhelm, Landwirt, Mittelgasse 67

Engert, Karl, Arbeiter, Untere Pforte 29

Exner, Arno, Wagner, Untergasse 141

Dautermann, August, Landwirt, Mittelgasse 125

Dautermann, Christian Wwe., Landwirtin, Obergasse 60

Dautermann Christian Wwe 2, Landwirtin, Mittelgasse 39

Dautermann, Heinrich, Landwirt, Obergasse 71

Dautermann, Jakob 3, Landwirt, Obergasse 72

Dautermann, Johann, Landwirt, Untere Pforte 145

Dautermann, Karl O.B.F., Gemeindeeinnehmer, Untere Pforte 145

Decker, Friedrich, Landwirt, Untergasse

Decker, Freid.,Wilh., Landwirt, Untere Pforte 19

Felsch, Friedrich, Schumacher, Untere Pforte 13

Felsch, Geschwister, Landwirtin, Untere Pforte 13

Felsch, Heinrich, Arbeiter, Obergasse 73

Frondorf, Friedrich, Arbeiter, Untere Pforte

Frondorf, Jakob, Eisenbahnarbeiter, Obergasse 103

Gabel, Heinrich, Landwirt, Hochstadt 83

Geiss, Georg 1. Wwe., Händlerin, Mittelgasse 119

Geiss, Georg 2. ,Kolonialwaren, Mittelgasse 119

Göttelmann, Mendel, Landwirt, Obergasse 61

Griesheimer, Heinrich, Arbeiter, Untere Pforte 149

Grimminger, Ludwig Wwe., Landwirtin, Mittelgasse 111

Grotz, Paul, Landwirt, Untere Pforte 26

Häfner, Johann, Landwirt, Obergasse 65

Häfner, Philipp 1., Landwirt, Hochstadt 91

Häfner, Philipp 2., Landwirt, Obergasse 60

Hahn, Geschwister, Landwirt, Mittelgasse 113

Hahn, Heinrich Wwe., Landwirtin, Hochstadt 83

Hammer, Jakob Wwe., Landwirtin, Untere Pforte 10

Heffler, Georg, Landwirt, Obergasse 60

Heinrich, Leonhard, Landwirt, Untergasse 143

Henrich Johann Wwe., Landwirtin, Mittelgasse 50

Heppel, Johann, Walter, Untergasse 144

Heppel, Johann Georg, Händler, Hochstadt 98

Hessinger, Martin, Landwirt, Hochstadt 96

Hilsdorf, Karl, Arbeiter, Hochstadt 75

Hinkel, Johann, Arbeiter, Hochstadt 76

Hofmann, Hermann, Landwirt, Mittelgasse 124

Hofmann, Philipp 1 Wwe., Landwirtin, Mittelgasse 42

Hofmann, Philipp 2. Landwirt, Mittelgasse 124

Höhn, Johann, Kolonialwaren, Untere Pforte 11

Höhn, Philipp, Landwirt, Hochstadt 94

Horst, Balthasar Wwe., Landwirtin, Untergasse 4

Horst, Karl, Landwirt, Mittelgasse 47

Hungermüller, Johann, Landwirt, Mittelgasse 48

Huth, Phil.Peter Bürgermeister, Bäckermeister, Weinverkauf Mittelgasse 54

Jacobi, Karl, Landwirt, Untergasse 9

Jacobi, Karl-Heinrich, Landwirt, Mittelgasse 50

Janzer, Emil, Barbier, Obergasse 106

Janzer, Philipp, Landwirt, Untergasse 2

Kappel, Philipp, Landwirt, Hochstadt 81

Karst, Joseph, Metzger, Mittelgasse 41

Klepper, Friedrich, Bäckermeister, Untergasse 8

Koch, Katharina, Landwirtin, Obergasse 59

Kraft, Heinrich, Pfarrer, Mittelgasse 51

Krämer, Christ. Wwe., Landwirtin, Untergasse 21

Krämer, Georg, Landwirt, Hochstadt 88

Krämer, Joh.Bernhard, Landwirt, Mittelgasse 52

Krämer, Karl Theodor, Landwirt, Untere Pforte 17

Krämer, Ludwig 1., Landwirt, Obergasse 107

Krämer, Ludwig 2., Landwirt, Mittelgasse 37

Krämer, Phil. Heinrich Wwe., Landwirtin, Mittelgasse 44

Kuhn, Ludwig, Landwirt, Untere Pforte 18

Kussel, Johann, Landwirt, Obergasse 99

Lahr, Hermann, Maurer, Untere Pforte 29 1/10

Leber, Karl, Tüncher, Mittelgasse 111

Leiendecker, Franz, Maurer, Hochstadt 92

Leiendecker, Franz 2., Maurer, Hochstadt 89

Leiendecker, Gregorius Wwe., Landwirtin, Hochstadt 92

Leonhard, Albert, Verwalter, Hofgut Wiesberg

Mann, Heinrich, Landwirt, Mittelgasse 127

Mann, Johann, Landwirt, Untergasse 5

Mauer, Georg, Landwirt, Untergasse 136

Mauer, Johann, Gemeindediener, Untergasse 136

Maurer, Heinr. Wwe., Landwirtin, Mittelgasse 127

Meckel, Jakob, Maurer, Hochstadt 86

Michalski, August, Landwirt, Mittelgasse 45

Müller, Helene, Privatin, Untergasse 133

Müller, Jakob, Landwirt, Hochstadt 77

Müller, Johann 3., Landwirt, Mittelgasse 126

Müller Johann 4., Landwirt, Mittelgasse 45

Müller, Johann Theod., Arbeiter, Untere Pforte 21

Müller, Ludwig, Landwirt, Untere Pforte 21

Müller, Theodor, Landwirt, Obergasse 105

Müller, Wilhelm 4., Landwirt, Hochstadt 79

Nauth, Anton Wwe., Landwirtin, Hochstadt 93

Nauth, Philipp, Landwirt, Hochstadt

Röder, Johann Wwe., Landwiritin, Mittelgasse 109

Rosinius, Georg, Landwirt, Hochstadt 86

Rosinius, Peter Wwe., Gastwirtin, Untere Pforte 36

Ruths, Fried.Wilh., Gutsbesitzer, Wiesberg Hof Wiesberg

Sachs, August, Landwirt, Untere Pforte 33

Schertel, Philipp, Landwirt, Obergasse 66

Schiffer, Josel, Landwirt, Hochstadt 82

Schnorrenberger,Elisabetha Wwe., Händlerin, Untere Pforte 32

Scholl, Johann, Landwirt, Obergasse 58

Schöppy, Jakob Wwe., Landwirtin, Untergasse 139

Schreyer, Valentin, Landwirt, Obergasse 108

Schreyer, Wilhelmine, Landwirtin, Obergasse 64

Schuler, Eugen, Lehrer, Untere Pforte 12

Schuster, Johann Karl, Landwirt, Mittelgasse 129

Schuster, Karl Josef, Landwirt, Mittelgasse 129

Schuster, Philipp, Landwirt, Untergasse 1

Stumm, Nikolaus, Landwirt, Obergasse 58

Vogel, Katharina, Landwirtin, Mittelgasse 129

Weber, Reinhold, Landwirt, Mittelgasse 131

Wingert, Johann, Landwirt, Obergasse 100

Wingert, Karl, Landwirt, Obergasse 100

Wolf, Andreas Wwe., Händlerin, Hochstadt 97

Wolf, Georg, Landwirt, Untergasse 3

Wolf, Mathilde, Landwirtin, Hochstadt 82

Zimmer, Karl, Arbeiter, Hochstadt 98

Zöller, Alice, Landwirtin, Untergasse 6

Quelle: Einwohnerbuch für den Kreis Alzey und Kreis Bingen-Land. Druck und Verlag: Wilhelm Hinckel Buchdruckerei und Adreßbuchverlag Wertheim am Main. Herausgegeben im November 1938. Verkaufspreis des Buches RM 2.50

1942 200jahrfeier kath Kirche

1944 Gemeindearchiv ging verloren

Das um 1921 geordnete und vor 1938 als Depositum in das Staatsarchiv Darmstadt gegebene Gemeindearchiv ging beim Bombenangriff auf Darmstadt am 11./l2. 9. 1944 völlig verloren. Im GdAWe liegen nur jüngere Archivalien; es existiert ein 6-seitiges Verzeichnis der Archivalien mit einem Anhang über den Inhalt des 1944 verbrannten Depositums. Unter anderem ging ein Weistum aus dem Jahre 1535 verloren, das auszugsweise abgedruckt ist in F. J. Spang 1923, 67 ff. Darin: S. 68 f: Müller Ordnung. Es ist weitgehend textgleich mit HStADa C3 Nr. 115/3.

Quelle: SIGRID BINGENHEIMER, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996

1949 Festtage für Gau-Weinheim und Wallertheim - neue Glocken für katholischen Kirche

Unser Ort am Fuße des Wißberges mitten in den herbstlichen Weinbergen mit ihrer köstlichen Frucht gelegen, hatte am Samstag und Sonntag zwei große Tage. Schon am Kirchweihfest vor 14 Tagen sollten die neuen Glocken der katholischen Kirche von Gau-Weinheim und ihrer Filiale Wallertheim geweiht werden, jedoch mußte das Fest wegen nicht rechtzeitiger Fertigstellung der Glocken verschoben werden. Mit dieser unliebsamen Verzögerung war man ausgesöhnt, als die Glocken am Freitagabend von Frankenthal kommend am Bahnhof Wallertheim auf bereitstehende Rollen umgeladen werden konnten.

Gau-Weinheim und Wallertheim wetteiferten in der Ausschmückung ihrer Häuser und Straßen. Am Samstag setzte sich der stattliche Festzug am Bahnhof in Bewegung. Voran Reiter, gefolgt von einer ansehnlichen Radfahrergruppe mit geschmückten Rädern, Schulkindern mit Fähnchen und Blumen. Ehrenjungfrauen mit Bänder gewundenen Kränzen, dazwischen die beiden festlichen Wagen mit den Glocken und die vielen Kutschen mit den beiden Pfarrern und Vorständen der katholischen und evangelischen Kirche sowie den Bürgermeistern von Gau-Weinheim und Wallertheim. Mit klingendem Spiel der katholischen Kirchenmusik Gau-Weinheim-Wallertheim unter Leitung ihres bewährten Dirigenten Seib nahm der Zug zunächst den Weg durch die Straßen von Wallertheim nach Gau-Weinheim zurücklegte. Ein herrlicher Herbsttag spendete den vollen Reichtum seiner Pracht in den Fluren und Weinbergen rechts und links der Straße. Der idyllische Winkel am Aufgang zur katholischen Kirche, flankiert von dem trutzigen Gemeindeturm, war ein besonders geeigneter Platz zur Abhaltung der Empfangsfeierlichkeiten. Musikvorträge der katholischen Kirchenmusik wechselten mit den Ansprachen der Geistlichen beider Konfessionen, den Reden beider Bürgermeister, dem Gesang der katholischen Jungfrauen unter Leitung von Lehrer Rothe und einem Lied der Gemeinde.

Der Sonntag war der kirchlichen Weihe vorbehalten und wurde eingeleitet durch eine heilige Messe mit gemeinsamer Kommunion der Gemeinde. Um zehn Uhr schloß sich das levitierte Hochamt an, während welchem der bekannte Kirchenchor von Wöllstein mit seinem vorzüglichen Stimmenmaterial unter Leitung seines Dirigenten Willibald Franz die Messe des Komponisten und Arztes Dr. Koenigs in vollendeter Weise zu Gehör brachte. Die musikalische Ausgestaltung übernahm die katholische Kirchenmusik und erbrachte dabei erneut Beweise ihres Könnens. Die Festpredigt hielt ein Pater vom Kloster Rochusberg.: Am Nachmittag vollzog der H. H. Dekan Mertens, Sprendlingen, unter Assistenz der Geistlichen verschiedener Nachbarorte und wiederum unter starker Anteilnahme der Bevölkerung beider Gemeinden im Garten der Kirche unter einem herrlichen Laubdach die Consecration der dort aufgehängten drei Glocken. Umrahmt wurde die Feier durch die Festrede des H. H. Dekans Mertens und den Vorträgen des Wöllsteiner Kirchenchores "Segen" und "Locusiste" beide von Brückner, sowie einigen Chorälen der Kirchenmusik. Zum Schluß brauste das "Te Deum" auf und beendete die eindrucksvolle Feier, die in die Geschichte beider Gemeinden eingehen wird.

Der Initiative des H. H. Pfarrer Kraft, Gau-Weinheim und der Opferbereitschaft seiner Kirchengemeinde war es zu verdanken, daß die dem Kriege zum Opfer gefallenen Glocken so rasch ersetzt werden konnte. Das neue Geläut wurde in der Glockengießerei Hamm in Frankenthal gegossen. Die größte Glocke ist St. Josef geweiht als Dank dafür, daß Gau-Weinheim am Josefstag, 19. März 1945, beim Einmarsch der alliierten Truppen von der Kriegsfurie ver-schont blieb. Sie wiegt 554 kg und trägt die Inschrift: "St. Josef zur Ehr, Den Gefallenen zur Wehr, den Lebenden zur Lehr." Die zweite Glocke mit 273 kg ist dem Schutze der Kirchenpa-tronin St. Katharina empfohlen mit der Inschrift: "Nothelferin St. Kathrein sei Schützerin der Gemein", während die für die Filiale Wallertheim bestimmte Glocke mit einem Gewicht von 160 kg ihrem Schutzpatron St. Thaddäus mit der Widmung "Helfer in aller Not führ uns zum guten Tod", geweiht ist.

Im Laufe der nächsten Tage werden die neuen Glocken ihre Plätze auf den Türmen der katho-lischen Kirchen in Gau-Weinheim und Wallertheim einnehmen und ihren ehernen Ruf zusam-men mit ihren aus dem letzten Krieg noch verbliebenen Schwestern ertönen lassen.

Quelle: Zeitung 1949

1950 Einweihung Kindergarten

1955 Zeitungsbericht am Fuße des Wisberges - Das Porträt einer Gemeinde

Wo hast du nur den Namen her

Gau-Weinheim wunderbar?

Er kommt doch nicht von ungefähr,

drum sage, ist es wahr?

Daß in dem Gau stets hat der Wein

bekanntlich auch ein Heim?

Darum hat man dich kurzerhand

Gau-Weinheim einst genannt.

Wohl einer der am idyllischsten gelegenen Ort des Kreises Alzey dürfte Gau-Weinheim sein. Von drei Seiten mit rebenbepflanzten Hügeln umgeben, liegt es in einer Mulde am Fuße des Wisberges. Seine Geschichte reicht urkundlich bis in das 8. Jahrhundert zurück. Es gehörte schon früh zur Burg Stromberg und kam später zu dem Amt Alzey. Schon von jeher war seine Bevölkerung fast ausschließlich landwirtschaftlich tätig. Begünstigt durch die vorzügliche Lage seiner Gemarkung nahm der Weinbau stets eine besondere Stellung ein. Nicht umsonst trägt der Ort seinen wohlklingenden Namen, und nicht schwer ist auch das Ortswappen zu erklären, das einen Weinkrug (Stütze) auf beiden Seiten flankiert von einer Schrotleiter zeigt. Nachweisbar ist dieses Ortswappen schon über 200 Jahre alt, ist doch auf der Bürgermeisterei noch heute ein bronzener Weinkrug mit der Jahreszahl ? 1711 ? und ein altes Siegel des Ortsgerichts, beides mit den Insignien des Ortswappens vorhanden.

Das freundliche und saubere Dorf, dessen Einwohner sich zur Hälfte aus Katholiken und Protestanten zusammensetzt, besitzt zwei Kirchen. Die evangelische Kirche ist in romanischem Stil erbaut und noch verhältnismäßig neu. Sie ist umgeben von einem hübschen Vorgarten mit schattenspendeten Bäumen, dessen Weg zum Portale der Kirche führt. Weit älter ist die katholische Kirche, die erhöht liegt und deren Turm das gesamte Dorfbild krönt. Ein Umbau vor ungefähr 20 Jahren gab ihr das heutige Aussehen. Das schmucke Kirchlein, das erst vor einigen Wochen mit einem neuen Geläut bereichert wurde, ist sehenswert. An den Garten der Kirche schließt sich der Gemeindefriedhof an, für den ein schönerer Platz kaum hätte gefunden werden können. Interessant ist der am Aufgang zum Friedhof stehende Gemeindeturm, ein Wehrturm aus dem Mittelalter, dessen eigenartig wirkendes Barockdach ihm erst im 18. Jahrhundert gegeben wurde. Sein Fundament hat sich mit der Zeit gesenkt, so daß er heute eine recht bemerkbare Neigung zeigt. Er diente früher beiden Konfessionen als Glockenturm, während er heute nur noch das Gemeindeglöckchen beherbergt. Noch verschiedene alte Winkel verleihen dem Dorf manche romantische Reize. Die in der Jahrhundertwende erbaute Schule weist zwei helle, luftige Säle auf uns ist in tadellosem Zustand. Die 70 schulpflichtigen Kinder werden von zwei Lehrkräften unterrichtet. Ein vorzügliches Ortsstraßennetz, das er in diesem Jahr neu hergerichtet wurde, verbindet das Dorf zu einer geschlossenen Gemeinde. Verläßt man den Ort und begibt sich bis zur Gemarkungsgrenze auf die Höhe des Wisberges, dessen Hofgut und ein großer Teil des Geländes noch bis vor zehn Jahrs zu der Gemeinde Gau-Weinheim gehörte, so genießt man einen herrlichen Blick, nicht nur auf die gesamte Gemarkung, sondern bis hinüber zum Taunus, dem Hunsrück und Donnersberg. Allerdings ist der Weg etwas beschwerlich, steigt er doch ganz wesentlich an. Kein Wunder, daß dieser Abhang des Wisberges mit seinen verschiedenen bekannten Lagen einen ganz vortrefflichen Tropfen hervorbringt. Nicht unweit des Hofgutes Wisberg befanden sich die Fundstellen aus vorsintflutlicher Zeit, die das Wisbergsgebiet einige Jahre vor dem Krieg weit über die Grenzen Deutschlands hinaus berühmt gemacht haben.

Heute zählt Gau-Weinheim nicht ganz 500 Einwohner. Der Krieg hat auch hier nicht geringe Opfer gefordert, mußten doch 19 Söhne der Gemeinde ihr junges Leben lassen. Zwei Einwohner befinden sich noch in russischer Kriegsgefangenschaft, von einem dieser fehlt jedoch seit über drei Jahren jede Nachricht, während man ferner um das Schicksal von weiteren 14 Verschollenen bangt. Flüchtlinge und Evakuierte haben sich hier gut eingelebt. Verkehrsmäßig liegt der Ort sehr günstig. In zehn Minuten ist die Haltestelle der Omnibuslinie Darmstadt - Kreuznach, Mainz - Gau-Bickelheim und Bingen - Wendelsheim zu erreichen, während bis zum Bahnhof Wallertheim nur fünfzehn Minuten zu gehen sind. Die zur Zeit im Gang befindliche Feldbereinigung, die Gründung einer Pfropfrebengenossenschaft und Anlegung eines Rebmuttergartens lassen für die fleißige und aufgeschlossene Einwohnerschaft mit ihrem fortschrittlich gesinnten Bürgermeister an der Spitze für die Zukunft die besten Aussichten erwarten.

Quelle: Zeitungbericht von 1955

1956 Aufruf zur Errichtung eines Ehrenmahls

An die Einwohnerschaft von Gau-Weinheim

Am Sonntag, den 1. Juli 1956 wurde in einer Bürgerversammlung der Vorschlag zur Errichtung eines Ehrenmales für die Gefallenen der beiden Weltkriege gut geheißen. Die anwesenden Bürger waren sich darüber im Klaren, daß nicht mehr länger gewartet werden könne, da in fast allen Gemeinden des Kreises Alzey bereits Ehrenmale errichtet sind, bzw. in nächster Zeit errichtet werden. Auch wir in Gau-Weinheim wollen nicht mehr länger abseits stehen und unseren Gefallenen eine würdige Gedenkstätte in unserer Gemeinde setzen. Damit nun dieses uns alle angehende Projekt verwirklicht werden kann, müssen wir auch alle mithelfen. Unsere Gefallenen haben in den beiden Weltkriegen im Glauben an die Heimat ihr Leben an den Fronten hingegeben. Und wir dürfen nun nicht diesen Glauben übergehen. Sie haben sich mit ihrem Tod ein Denkmal in unseren Herzen gesetzt, das nun auch sichtbar als Ehremal in der Gemeinde erstehen soll.
Als vorläufiger Platz wurde der Rasenplatz hinter der kath. Kirche vorgeschlagen und von der Bürgerversammlung für würdig befunden. Das Ehremal selbst wird einen Kostenaufwand von ca. 6000,-- DM erfordern. Aus dem laufenden Haushalt der Gemeinde ist ein solcher Betrag nicht aufzubringen. Deshalb ergeht an alle Einwohner von Gau-Weinheim, die herzliche Bitte, durch Geldspenden die Erstellung eines Ehrenmales für unsere Gefallenen zu ermöglichen. In der Woche vom 8. bis 15. Juli 1956 werden die Mitglieder der Kriegsbeschädigten-Ortsgruppe mit einer Spendenliste in jeder Familie vorsprechen. In diese Spendenliste soll der Betrag gezeichnet werden, den man bereit ist, für das Ehrenmal zu geben.. Der Geldbetrag kann dabei sofort entrichtet werden. Es ist aber auch freigestellt, den Betrag in monatlichen Raten bis zum 01. Januar 1957 zu bezahlen. Dadurch wird es doch möglich sein, daß eine beträchtliche Summe zusammenkommt, und das Ehrenmal noch in diesem Jahr errichtet werden kann.
Zeigen Sie also ein offenes Herz und vor allen Dingen eine offene Hand für diese ehrenvolle und verpflichtende Aufgabe unseren Gefallenen der beiden furchtbaren Weltkriege gegenüber.
Wir hoffen, daß die Einwohner von Gau-Weinheim einmütig und großzügig an der Errichtung des Ehrenmales mithelfen und unsere Gemeinde nicht hinter den anderen Gemeinden des Kreises Alzey zurücksteht.

Gau-Weinheim, den 2. Juli 1956

Der Bürgermeister

1959 Schulchronik der Volksschule zu Gau-Weinheim/Rhh.

Die Schulchronik wurde mit dem. Beginn des Schuljahres 1959/60 zum ersten Mal angelegt.. Aus den früheren Jahren sind leider keine Aufzeichnungen mehr aufzufinden gewesen. Ob und wie lange eine Schulchronik in Gau-Weinheim geführt wurde, konnte leider nicht in Erfahrung gebracht werden. Die zurückliegenden Ereignisse, welche für die Volksschule von Bedeutung sind, werden in einem Vorwort zusammengefaßt. Dieses Vorwort kann natürlich kein. Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Auch ist es nicht möglich, aller Ereignisse mit genauen Daten zu versehen. Der Versuch, eine chronologische Übersicht zu erhalten, soll trotzdem für spätere Generationen unternommen werden, um ihnen einen, wenn auch unvollständigen Einblick in die Entwicklung unserer Volksschule zu geben.

Gau-Weinheim im April 1959

Der Leiter der Volksschule Gau-Weinheim

Willi Rothe

Zur Schulchronik der Volksschule zu Gau-Weinheim im Kreis Alzey. Wie aus den Hauptschülerverzeichnissen geschlossen werden kann, war die hiesige Volksschule bis zum Schuljahresbeginn 1925/26 in zwei einklassige Bekenntnisschulen aufgeteilt, eine katholische und eine evangelische Bekenntnisschule .Nach Aussagen der Bewohner soll die Umstellung in eine Simultanschule aber bereits um das Jahr 1920 erfolgt sein. Bis zum Schuljahrgang 1925 sind aber beide Konfessionen getrennt in Schülerhauptlisten geführt worden. Der Schuljahrgang 1926 ist nirgends aufzufinden, weder in den beiden Hauptlisten der Bekenntnisschulen, noch in der bis auf den heutigen Tag gültigen Hauptschülerlisten der Simultanschule. Das aber in Gau-Weinheim zwei einklassige Bekenntnisschulen bestanden haben, geht auch daraus hervor, daß vor dem Schulhausneubau im Jahre 1891 zwei Schulhäuser vorhanden waren, welche im Besitz der jeweiligen Kirchengemeinde waren. Das katholische Schulhaus mit Saal und Lehrerwohnung befand sich in dem jetzigen Wohnhaus der Geschwister Becker in der Mittelgasse. Dieses Haus wurde nach Aussagen der Bevölkerung in den Jahren 1910-1913 von der katholischen Kirchengemeinde verkauft. Das evangelische Schulhaus steht ebenfalls in der Mittelgasse und ist heute noch im Besitz der evangelischen Kirchengemeinde. Auch hier war Saal und Lehrerwohnung vereint. Heute ist der Saal der Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde, während die Wohnung von zwei Familien bewohnt wird. Bis in den zweiten Weltkrieg hinein war diese Wohnung den evangelischen Lehrer vorbehalten.

Im Jahre 1891 entschloß sich die Zivilgemeinde eine Schule zu bauen. Zu diesem Zwecke erwarb man in der Hochstraße das erforderliche Grundstück. Die Schule erhielt zwei Säle mit je 5 großen Fenstern, welche übereinander liegen. Der Eingang und das Treppenhaus ist vor den Sälen zur Straße hin aufgeführt. Das Haus ist ganz unterkellert. Die Abortanlagen wurden an die linke hintere Seitenfront des geräumigen Schulhofes gebaut. Die Säle haben folgende Größen: 7,40 m lang, 6,40 m breit und 3,85 hoch. Auch hier waren noch beide Konfessionen getrennt, also in zwei einklassige Schulen in einem Haus. Dieser Zustand dauerte, wie schon oben erwähnt, bis zum Beginn der 20 er Jahre. Eine Lehrerdienstwohnung wurde nicht dazu gebaut, da die beiden Konfessionen ihre Häuser weiterhin als Dienstwohnungen zu Verfügung stellten. Kurz vor dem ersten Weltkrieg entschloß sich dann die Zivilgemeinde zum Ankauf eines Hauses, das als Dienstwohnung für den jeweiligen Schulleiter gedacht. Das Haus war in der Unteren Pforte Nr. 12 als Wirtschaft gebaut und wegen Wegzug vom Eigentümer an die Gemeinde verkauft worden. Dieses Haus ist heute die einzige Dienstwohnung in der Gemeinde. Sie umfaßt Wohnhaus, einen großen Hof mit Stall und einem großen Garten. Es sind heute 4 Wohnräume, Waschküche und Bad und ein Speicher vorhanden. .Das Haus ist von einem 70 qm großen Keller unterkellert. Vor dem Wohnhaus ist ein kleines Vorgärtchen.

Soweit es in Erfahrung zu bringen war, haben folgende Lehrkräfte in den letzten 60 Jahren an der hiesigen Volksschule unterrichtet:

Herr Lehrer Wagner vor dem ersten Weltkrieg

Herr Lehrer Müller vor dem ersten Weltkrieg

Herr Lehrer Eichberger

Herr Lehrer Heucher

Im ersten Weltkrieg 7 Lehrkräfte im kurzem Wechsel, darunter ein

Herr Lehrer Helmeister

Frl. Wirths

Herr Lehrer Schaaf später Taubstummenlehrer in Oberhessen

Herr Lehrer Schuler von 1926-1939 dann Kriegsdienst

Herr Lehrer Frisch etwa 3-4 Jahre, bis 1936

Herr Lehrer Schmitt von 1939-1943

Frl. Lind von 1943-1945

Frl. Keibel von 1945-1946

Herr Lehrer Rödner von 1946-1949

Herr Lehrer Wahl von 01.02.1949-Ostern 1951

Herr Lehrer Rothe von 0102.1949- Heute

Herr Lehrer Linck von Ostern 1951-Ostern 1953

Frl. Crönert von Ostern 1957-Ostern 1959

Herr Lehrer Jürging von Ostern 1959-Ostern 1959

Frau Jürging von Ostern 1959 - ?

Die Volksschule Gau-Weinheim war bis 1936 zweiklassig. Von 1936 bis Februar 1949 war sie einklassig, teils wegen geringer Schülerzahl, teils kriegsbedingt. Von Februar 1949 bis Ostern 1953 war wieder ein zweiklassiges System vorhanden. Von Ostern 1953 bis Ostern 1957 wurde wegen zu geringer

Schülerzahl einklassig unterrichtet. Seit Ostern 1957 ist die zweite Lehrstelle wieder besetzt. Die Oberklasse ( 4.-8. Schuljahr ) wird z. Zt. Von Herrn Lehrer Willi Rothe geführt, während die Unterklasse ( 1.-3. Schuljahr ) von Frau Renate Crönert geleitet wird.

Quelle: Orginal Schulchronik von Grundschule Wallertheim

1961 Pfarrer Kraft 25 Jahre in Gau-Weinheim

1967 Gau-Weinheim wird 1200 Jahre

Wo er liegt: - am Fuße des Wißberges am Wiesbach - im Kreis Alzey - in Rheinhessen im Rheinknie - in Rheinland Pfalz

Wie er heißt: Wigenheim, später Nieder Weinheim seit 1870 Gau-Weinheim

Wie alt er ist: 1200 Jahre

Wie groß er ist: rund 500 Einwohner Gemarkung 1600 Morgen 400 ha

Quelle: Heimatkundeheft Erwin Gottschlich Volksschule Gau-Weinheim 1967 Lehrer Willi Rothe

1969 kath. Jugendheim eingeweiht / Kirchenrenovierung abgeschlossen - Stätte der Begegnung

Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit konnte nun der katholischen Kirchengemeinde das Jugend- und Pfarrheim übergeben werden. Zur Einweihungsfeier waren der Generalvikar der Diözese L. Haenlein, der Diözesanpräses der Kirchenmusikchöre, Domorganist Schneider, Mainz, und Pfarrer Scheuermann , Wallertheim, gekommen.

Die moderne Stätte der Begegnung und Bildung steht an dem Platz einer ehemaligen Scheune mit Stallungen. Sie wurde in Eigenarbeit von den Gemeindemitgliedern und Angehörigen der Kirchenmusik erstellt. Zwei Drittel der Baukosten brachte die Kirchengemeinde in Selbsthilfe, das fehlende Drittel die Diözese auf.

In einer Festansprache trug Diözesanjugendführer Dillmann Gedanken zum Weltverständnis der Christen vor. Pfarrer Scheuermann überbrachte Wünsche der evangelischen Gemeinde. Bürgermeister Hammer und Pfarrer Schneider dankten den Helfern, im besonderen dem "Bauleiter" Karl-Heinz Beck und dem "Polier" Jakob Hammer. Die Krichenmusik und die Mädchengruppe umrahmten die Feierstunde.

Abgeschlossen wurde auch die Innenrenovierung der Pfarrkirche. Geweiht wurde der Altar durch Domkapitular Dr. Groh. Modern ist der Raum mit dem Altar und dem restaurierten alten Kreuz geworden, Wirkungsvoll hebt sich die Sakramentsstelle vom Chorraum ab. Die alte Sakristei ist mit ihren bunten Betonglasfenstern eine würdige Beichtkapelle. Ihr gegenüber steht das Taufbecken. Für die neue Orgel ist bereits ein Sockel errichtet worden. Pfarrer Scheuermann überreichte im Namen der evangelischen Gemeinde eine Spende für deren Anschaffung.

Quelle: Zeitung

1970 die Volksschule Gau-Weinheim wird aufgelöst

Am 01. August 1970 wurde die Volksschule Gau-Weinheim aufgelöst und die Schülerinnen und Schüler dem Schulbezirk Wallertheim zugeordnet. Es wurde der Schulverband Wallertheim gebildet. Dessen Trägerschaft übernahm 1972 die Verbandsgemeinde Wörrstadt.

Quelle:

1982 Bürgerhaus wird eingeweiht

1981/82 wurde die Gau-Weinheimer Volksschule mit finanzieller Unterstützung der Landesregierung Rheinland-Pfalz und das Landkreises Alzey zu einem Bürgerhaus umgebaut. 530.000,-- DM Umbaukosten wurden im Haushaltsplan der Ortsgemeinde Gau-Weinheim für diese Baumaßnahme eingeplant. 1982 konnte das Bürgerhaus einer Bestimmung übergeben werden. Der ehemalige untere Schulsaal dient nunmehr als Bühne, der obere Schulsaal als Sitzungsraum des Ortsgemeinderates. Die Kellerräume als Durch- und Umkleideräume sowie als Toilettenanlage. Angebaut wurde im ehemaligen Schulhof ein Saal mit Küche. So dient künftigen Generationen die einstige Schule als " Bürgerhaus".

Quelle:

1983 Fahrzeughalle für die Freiwillige Feuerwehr wird erstellt

1983 Großer Festkommers zum 100. Geburtstag des TuS Gau-Weinheim

Zahlreiche Auszeichnungen

Die Festlichkeiten anläßlich des hundertjährigen Bestehens des TuS Gau-Weinheim begannen mit einer Gedenkfeier für die Verstorbenen auf dem Friedhof. Die beiden Geistlichen der Gemeinde würdigten die Anstrengungen der toten Mitbürger, durch deren Engagement der Verein über all die Jahre bestehen konnte, zum Wohl für Körper und Geist seiner Mitglieder. Der Vorstand des Sportvereins legte in ehrender Erinnerung einen Kranz nieder.

Im Anschluß an das Totengedenken begann der Festkommers mit einleitenden Worten des Ersten Vorsitzenden Peter Frontzek, der die Ehrengäste und Gäste aufs herzlichste begrüßte. Er gab einen kurzen Überblick über das Vereinsgeschehen während der vergangenen hundert Jahre. Der katholische Musikverein stimmte die Anwesenden mit einer musikalischen Darbietung auf die Feierlichkeiten des Abends ein. Auch der evanglische Kirchenchor gab mit einem Gesangsbeitrag eine Kostprobe seines Könnens.

Als nächster Programmpunkt folgte das Turnen der Kinder und Jugendlichen, wobei die sechs- bis vierzehnjährigen ihre Übungserfolge vorführten, Obwohl diese Abteilung erst einige Monate besteht, konnten die Kinder schon recht gute Leistungen vorweisen.

Als erster Festredner des Abends überbrachte Landrat Rolf Rein seine Glückwünsche zum Jubiläum und sprach auch im Namen des Ministers für Inneres und Sport, Kurt Böckmann, die besten Wünsche für die Zukunft des Vereins aus. Im Namen des Landkreises überreichte Rein dem Vorsitzenden eine Geldspende. Als Vertreter des Sportbundes Rheinhessen gratulierte Schönfeld der Sportgemeinschaft auch namens des rheinhessischen Turnerbundes zum hundertjährigen Bestehen. In seinen Ausführungen würdigte er das Engagement und die Energie der Mitglieder, die mithalfen, daß der Sport hier in dieser ländlichen Gemeinde bis heute seinen Platz behaupten kann. Schönfeld überreichte für den Turnerbund eine Ehrenplakette, vom Sportbund Rheinhessen die Ehrenurkunde als Anerkennung. Das Vereinsmitglied Karl Freitag wurde auf die Bühne gebeten, um mit der Ehrennadel des Deutschen Turnerbundes ausgezeichnet zu werden. Er erhielt diese Ehrung in Würdigung seiner 60jährigen Tätigkeiten und Aufopferungen für Turnen und Sport.

Als Vertreter des Südwestdeutschen Fußballverbandes übermittelte Helmut Bogner die Glück- und Segenswünsche seines Verbandes. Für die Turngau Alzey gratulierte Baußmann dem TuS Gau-Weinheim. Auch er nahm die Ehrung eines verdienten Mitgliedes vor, und zwar von Willi Rothe für seine langjährige Mitarbeit und erfolgreich Förderung. Da Willi Rothe zur Zeit im Krankenhaus ist, nahm seine Frau den Ehrenbrief des Volker-Turngaues Alzey entgegen.

Weitere Festredner waren: der Erste Vorsitzende des TuS Vendersheim, Gerhard Lenz, dessen Verein über die Fußballabteilung seit über 20 Jahren eine Fusion mit dem Jubilar eingegangen ist; die Turngemeinde Wallertheim übersandte ihre Glückwünsche, verbunden mit einem Präsent. Von seiten der Verbandsgemeindevertretung Wörrstadt sprach der Beigeordnete Johann Saaler die Wünsche zum Geburtstag aus. Ortsbürgermeister Werner Huth überbrachte die Gratulation der Ortsgemeindevertretungen Gau-Weinheim. Für die Gemeinde Vendersheim sprach Ortsbürgermeister Ebling die bestehen Wünsche aus. Es folgten in der Schar der Gratulanten die Vertreter der Ortsvereine; für den Landfrauenverein Eleonore Stumm, für den Bauernverein Werner Maurer, für die freiwillige Feuerwehr Ernst Mann, für den katholischen Kirchenchor Rudi Kröhl, Pfarrer Weißgerber im Namen der evangelischen Kirchengemeinde und des evangelischen Kirchenchors. Als Vertreter der katholischen Pfarrgemeinde übermittelte Pfarrer Schäfer die Segenswünsche zum Jubiläum. Ein Lied, dargeboten von den Sängern und Sängerinnen des evangelischen Kirchenchores leitete über zum Teil des Abends, der den Ehrungen verdienter Mitglieder vorbehalten war.

Für eine Vereinszugehörigkeit von zehn bis neunzehn Jahren konnten folgende Personen mit der bronzenen Ehrennadel ausgezeichnet werden: Werner Barth, Hans Hermann Bechtluft, Ewald Bittmann, Edgar Blank, Friedel Felsch, Helmut Fritzsche, Klaus Hahn, Matthias Hänle, Philipp Huth, Karl Krämer, Rainer Krämer, Manfred Ludwig, Horst Müller und Franzl Nauth. Die silberne Ehrennadel für 20-29jährige Vereinstreue konnten entgegennehmen: Gerhard Baumann, Hein J. Bechtluft, Hans Becker, Friedel Becker, Karolina Becker, Albert Bittmann, Gerhard Blenk, Arno Enders, Marcel Exner, Heinz Felsch, Wolfgang Freitag, Arthur Griesheimer, Manfred Häfner, Karl Philipp Hessinger, Werner Hungermüller, Willi Kilian und Karl Werner Stumm. Mit der goldenen Ehrennadel wurde geehrt: Paul Baumann, Karl Heinz Beck, Hans Bechtluft, Friedel Blank, Hugo Elz, Albert Engert, Karl Freitag, Philipp Frondorf, Valentin Frondorf, Alfred Gottschlich, Heinrich Griesheimer, Jakob Hammer, Wilhelm Hammer, Herbert Häfner, Emil Hein, Anneliese Huth, Werner Huth, Willi Hüttel, Albert Kany, Anton Kappel, Berhard Kappel, Lieselotte Karst, Isabella Keidel, Ludwig Krämer, Werner Maurer, Karl-Heinz Müller, Theo Müller, Toni Nauth, Willi Rothe, Albert Zimmer.

Die goldene Ehrennadel und einen Ehrenteller für die Vereinsangehörigkeit von 55, 60 und sogar 65 Jahren erhielten: Ludwig Baumann, Johann Borniger, Georg Hessinger, Karl Huth, Heinrich Müller, Johann Müller und Hans von der Au. Als letzte Ehrung wurde die Auszeichnung der Fußballgründermannschaft von 1950 vorgenommen. Es handelte sich um die damaligen Spieler: Paul Baumann, Alois Frondorf, Wilhelm Hammer, Jakob Hammer, Emil Hein, Karl Huth, Albert Kany, Anton Kappel Amandus Krämer, Ludwig Krämer, Ernst Krautwald, Gerhard Pohl, Rudi Strebel. Leider verstorben sind die Mannschaftsmitglieser Heinrich Bechtluft, Friedel Becker, Alois Svoboda.

Ein Liedvortrag des kahtolischen Kirchenchores leitete über in den gemütlichen Teil, in dessen Verlauf Darbietungen der Gymnastikabteilung Gau-Weinheim, der Landfrauen und der Jazztanz-Gruppe Geeb (Biebelnheim) gezeigt wurden. Dieser Abend klang aus mit Unterhaltungsmusik und gemütlichem Beisammensein.

Quelle: Zeitungsausschnitt Allgemeine Zeitung Alzey

1983 Die Vorsitzenden des TUS seit der Vereinsgründung 1883

Von 1883 bis 1892 sind leider keine Aufzeichnungen vorhanden

1. Vorsitzender u. Mitgründer des Turnvereins Karl Simon1

2. Vorsitzender u. Mitgründer des Turnvereins Christian Krämer

Schriftführer u. Mitgründer des Turnvereins Philipp Huth

Kassenwart u. Mitgründer des Turnvereins Jakob Vogel

Turnwart u. Mitgründer des Turnvereins Gustav Krämer

Beisitzer u. Mitgründer des Turnvereins Jakob Hofmann

Beisitzer u. Mitgründer des Turnvereins Jakob Wolf

Beisitzer u. Mitgründer des Turnvereins Johann Borniger

Beisitzer u. Mitgründer des Turnvereins Jakob Bayer

Schon 1894 wurden Lehrer Wildenburg, Ludwig Röder und Friedrich Klepper als Ehrenmitglieder aufgeführt.

Die weiteren Vorsitzenden des TuS Gau-Weinheim bis heute

1897 Johann Müller

1898 Jakob Wolf

1907 Johann Becker

1913 Wilhelm Enders

1921 Herrmann Hofmann

1922 Wilhelm Enders

1924 Lehrer Heuchert

1935 Martin Hessinger

1950 Karl Huth

1952 Johann Müller

1953 Karl Huth

1960 Karl Freitag

1973 Kar1-W. Stumm

1977 Karl-H. Jöst

1982 Peter Frontzek

Amtierender Vorstand

1. Vorsitzender Peter Frontzek

2. Vorsitzender Karl Werner Stumm

Schriftführer Richard Hofmann

Kassenwart Hans Bernhard Krämer

Beisitzer Wolf gang Freitag

Beisitzer Hans Becker

Beisitzer Angelika Gasch

Amtierende Trainer und Übungsleiter

Kinderturnen Angelika Gasch, Ingrid Frontzek

Jugendturnen Karl-Heinz Zimmermann

Gymnastik Ursula Geeb

Aerobic Marlise Hofmann

Fußball Peter Hermonies

Vereinsgaststätten - Leitung

Ehepaar Ellen und Ernst Wilhelm Ehrhardt

Quelle: Festschrift zum 100 jährigen Jubiläum des Turn und Sportverein 1883 e.V. Juli 1983

1983 Vereinsgeschichte des Turn- und Sportvereines Gau-Weinheim

Im Jahre 1883 fanden sich junge Männer zusammen und gründeten den Turnverein Gau-Weinheim. Im Gründungsjahr zählte der Verein 40 Mitglieder; aber schon bald erhöhte sich die Zahl, ein klarer Beweis für das Interesse an einer guten Sache. Durch Spenden und kulturelle Veranstaltungen verschafften sich die Gründer ein Vereinsvermögen, wovon sie sich die nötigen Sportgeräte sowie eine Vereinsfahne anschafften. Der Monatsbeitrag war sehr gering und reichte bei weitem nicht für Neuanschaffungen aus. Ein kleiner Spielmannszug, der ausgestattet war mit Trommeln und Pfeifen, war schon vorhanden. Es wurde, nur im Freien geturnt. Nachdem am Anfang nur ein Holzreck vorhanden war, wurde schon 1894 ein verstellbares Reck erworben. Auch ein Kletterbaum wurde aufgestellt. 1906 erhielt der Verein einen neuen Barren und ein Pferd. Die ersten Turnfeste, die unsere Turner besuchten, waren in Wörrstadt, Wolfsheim, Sulzheim, Engelstadt, Gau-Bickelheim und Münster am Stein. Als Sieger werden genannt: von der Au, Hoffmann, Koppel und Schreyer. Im Jahre 1907 trat der Verein dem "Unteren Nahegau" bei. Im selben Jahr wurden für das Sportfest in Ebernburg 30 Turner (24 Aktive und 6 Zöglinge) gemeldet. Eine beachtliche Teilnehmerzahl, fast alle kamen mit Siegessträußchen gesckmückt nach Hause. Bester Turner in dieser Zeit und 1. Sieger auf dem Zöglingswetturnen in Sulzheim war Lorenz Bergmann. 1908 wurden wieder zwei Turnfeste besucht, in Pfaffen Schwabenheim und Wolfsheim. Auch diesmal kehrten olle Teilnehmer als Sieger heim. Beste Turner: Johann Koppel 3. Sieger, von der Au 6. Sieger und Bergmann 9. Sieger. Alle Übungsstunden mußten pünktlich besucht werden. Bei dreimaligem Fehlen erfolgte schon Ausschluß aus dem Verein. Bei Versammlungen und Turnstunden wurde zuvor getrommelt. Ein Turner ging durch die Straßen und ermahnte mit der Trommel zur Teilnahme. 1911 wurden neue Vereinsabzeichen angeschafft und die alten Abzeichen eingezogen. Jedes Mitglied bezahlte hierfür 50 Pfennig, während der Verein 30 Pfennig aus der Kasse zuschoß. Mit Ausbruch des Krieges kam die Vereinstätigkeit zum Erliegen. Viele Mitglieder standen im Felde und viele kehrten auch nicht mehr zurück. 1920 nahm der Verein seine Tätigkeit wieder auf. Neue Mitglieder wurden aufgenommen und der Jahresbeitrag erhöht. Mit einer Haussammlung wurde der Bau eines Gerätehäuschens finanziert. 1923 wurde der Jahresbeitrag wieder erhöht (2 Pfund Gerste oder 240.- Mark). 1924 waren es schon 5 Pfund Getreide. Immer wieder wurde die Vereinskasse durch ein Theaterspiel aufgebessert. Im Gegensatz zu heute meldeten sich hierfür sehr viele Spieler. 1924 dankte ein Gauvertreter dem Verein für seine vorbildliche turnerische Tätigkeit. Auf allen Festen im Gau waren unsere Turner vertreten und schnitten immer sehr gut ab. So errang in diesem Jahr Johann Hungermüller im 400-m-Lauf den I.Sieg gegen stärkste Kreuznacher Konkurrenz. Auch Friedel Decker und Philipp Wolf holten sich einen 5. und 8. Sieg. 1926 waren die Turner auf dem Bezirksfest in Wolfsheim, die ihr 40 jähriges Stiftungsfest feierten. Der ganze Verein mit der hiesigen Musik marschierte nach Wolfsheim. Alle aktiven Teil-nehmer schnitten hervorragend ab. Sie errangen nachfolgende Preise: Hans von der Au 2. Sieger, Georg Hessinger 2. Sieger, Willi Elz 4. Sieger, Philipp Wolf B.Sieger, Philipp Nauth 6. Sieger, Johann Müller 6. Sieger, Christian Müller 8. Sieger, J. Elz 8. Sieger.

1933 kam die Gleichschaltung aller Vereine, und von dieser Zeit bis zum Ausbruch des Krieges 1939 ist wenig zu berichten. Während des Krieges und der darauffolgenden Besatzungszeit ruhte das Vereinsleben bis 1950. Als nun wieder Vereinsgründungen erlaubt wurden, waren auch wieder in Gau-Weinheim junge Männer, die den ruhenden Verein vom Schlafe erweckten und ihn neu erstehen ließen. Als Turn- und Sportverein Gau-Weinheim. Nachdem am Anfang erst eine Fußballabteilung aktiv tätig war, kamen aber bald auch eine Leichtathletik-, eine Turnabteilung und 1957 auch eine Tischtennisabteilung dazu. Die Fußballabteilung spielte bis heute in der C-Klasse des Kreises Alzey, stand schon zweimal im Endspiel um die Kreismeisterschaft. Auch in den übrigen Jahren hatte sie einen guten Tabellenplatz. Bei Pokalturnieren holten sie schon viele wertvolle Preise, sogar mehrere erste Siege. Von 1959 ab veranstaltete der Verein auch in jedem Jahr ein Pokalturnier. Bis zu zehn Mannschaften der B- und C-Klasse kämpften hier um den Siegerpokal. Auch ein vom Vorstand gestifteter Wanderpreis wird ausgespielt. Wallertheim war zweimal und Gau-Bickelheim einmal Wanderpreisträger. 1960 feierte der Verein seine zehnjährige Wiedergründung mit einem schönen Kameradschaftsabend. 1961 trat eine Vereinskrise ein. Verschiedene Spieler wanderten ab, und so mußten wir unsere Mannschaft aus dem Spielbetrieb der Verbandsrunde zurückziehen. Um nicht ganz aufzustecken und unseren verbliebenen Spielern gerecht zu werden, schlossen wir uns mit der TuS Vendersheim zusammen und bilden damit eine schöne, kampfstarke Mannschaft. Sogar eine C-Jugendmannschaft konnten wir in die Verbandsrunde schicken, um auch den Nachwuchs zu unterstützen und zu fördern.

Die Leichtathletik- und Turnabteilung, die von unseren jüngsten Mitgliedern getragen wird, war stets auf allen Kreisfesten vertreten und schnitten auch immer zufriedenstellend ab für unseren kleinen Verein. Mehrere erste Sieger, auch mehrere Staffelsiege waren der Lohn für ihren Fleiß. Die herausragenden Leistungen waren: 1. Sieger Ernst Krämer im Ballweitwurf (Kreisbester), 1. Sieger Manfred Kany im Weitsprung (Kreisbester), 4 x 50-m-Staffel der Schüler B 1. Sieger (Stumm, Hessinger, Freitag, Kany). Bei den alten Herren, Altersklasse 1 1. Sieger Wilhelm Hammer im Weitsprung, 100-m-Lauf und Kugelstoßen; Altersklasse 3 Karl Freitag 1. Sieger im Weitsprung, 100-m-Lauf und Kugelstoßen. Letzterer errang auch das goldene Mehrkampfabzeichen und das goldene deutsche Sportabzeichen. Auch Gerlinde Freitag erwarb sich die goldene Mehrkampfnadel. Leichtathletikfachwart. Lehrer Rothe erhielt vom Leichtathletikverband Rheinhessen die Ehrennadel in Bronze.

Die Tischtennisabteilung versprach am Anfang mehr. Viele ältere Spieler standen am grünen Brett, doch ließ sehr bald diese Begeisterung nach, und nur noch eine Jugendmannschaft konnte an den Rundenspielen im Kreis teilnehmen. Diese steigerte ihr Können aber so, daß sie 1962 Kreispokalsieger und 1963 auch Kreismannschaftsmeister wurde. Die Siegermannschaft bestand aus den Spielern Gerlinde Freitag, Wolfgang Freitag, Manfred Kany, Theo Müller. Bei den Schülern stellen wir mit Wolfgang Freitag einen Kreismeister und in der weiblichen lugend mit Gerlinde Freitag eine Kreis- und Landesmeisterin. Dieselbe konnte auch an den süddeutschen und deutschen Jugendmeisterschaften teilnehmen. Es kann also rückblickend und abschließend gesagt werden, daß der Turn- und Sportverein Gau-Weinheim in turnerischer, sportlicher und kultureller Hinsicht schöne Erfolge und Verdienste erworben hat. Freitag, als Vorsitzender

Quelle: Festschrift zum 100 jährigen Jubiläum des Turn und Sportverein 1883 e.V. Juli 1983

1987 Zähne von Menschenaffen unter Weinreben

Chicagoer Urzeitforscher will auf dem Wißberg bei Gau-Wemheim graben / Analyse in Darmstadt

Von unserem Redaktionsmitglied ERNST PROBST

MAINZ/DARMSTADT. - Sind tief unter der Erdoberfläche des Wißberges bei Gau-Weinheim noch Skelettreste oder Zähne der letzten prähistorischen Menschenaffen Deutschlands zu entdecken? Diese Frage beschäftigt derzeit den amerikanischen Anthropologen Professor.Dr. Konrad Nagatoshi an der Universität von Illinois in Chicago. Er will 1988 oder 1989 auf dem Wißberg nach Überresten solcher Menschenaffen suchen.

Der Direktor des Naturhistorischen Museums Mainz, Dr. Franz Otto Neuffer, begrüßt das Vorhaben des Chicagoer Wissenschaftlers. Er war von Professor Nagatoshi brieflich gefragt worden, ob es möglich sei, auf dem Wißberg oder einem anderen Menschenaffen-Fundort in Rheinhessen zu graben.

Der Mainzer Museumsdirektor wies in seinem Antwortschreiben darauf hin, daß die Sandgrube Gaul auf dem Wißberg, ein berühmter Menschenaffen-Fundort, schon vor 15 Jahren zugeschüttet wurde. Auf dem Gelände wachsen heute Weinreben. Vielleicht könne dort aber ein Teil des Areals gekauft oder gepachtet werden. Sollte Nagatoshi auf dem Wißberg Grabungen vornehmen wollen, werde das Naturhistorische Museum Mainz

gerne bei den Vorarbeiten sowie bei den Grabungen selbst behilflich sein.

Dr. Neuffer riet dazu, vor einem solchen Unterfangen durch Bohrungen die Verbreitung jener Schichten feststellen zu lassen, in denen früher Menschenaffenzähne geborgen wurden. Diese Schichten werden von Experten als Dinotheriensande bezeichnet Dabei handelt es sich um nahezu zwölf Millionen Jahre alte Ablagerungen des Urrheins, der einst westlich der heutigen Rheinorte Oppenheim, Nackenheim und Mainz über Eppelsheim und den Wißberg bei Gau-Weinheim zur Binger Pf orte strömte.

Als die größten Raritäten aus den Ablagerungen des Urrheins gelten die Reste von bis zu 1,20 Meter hohen Menschenaffen. Zwei Menschenaffenzähne vom Wißberg befanden sich früher im Besitz des Naturhistorischen Museums Mainz, gingen aber leider nach dem Zweiten Weltkrieg verloren. Zwei weitere Menschenaffenzähne vom Wißberg sind aus einer Münchner Privatsammlung bekannt

Zu den berühmtesten Überresten von vorzeitlichen Menschenaffen in Europa gehört der etwa 28 Zentimeter lange Oberschenkelknochen, der 1820 bei Eppelsheim in Rheinhessen entdeckt wurde. Der damalige Darmstädter Museumsdirektor Ernst Schleiermacher hielt diesen Fund irrtümlich für den Skelettrest eines zwölfjährigen Mädchens - also eines Menschen statt eines Menschenaffen.

Mehr als hundert Jahre später nach dieser oft in der wissenschaftlichen Literatur erwähnten oder abgebildeten Entdeckung erregte ein Zahn vom Wißberg erhebliches Aufsehen in Forscherkreisen. Der Heidelberger Paläontologe Professor Wilhelm Freudenberg meinte nämlich, dieser Zahn aus einer Schicht über den Menschenaffenfunden stamme von einem riesigen Menschen, der vor etwa zehn Millionen Jahren gelebt habe.

Jener Zahn war vom Naturhistorischen Museum Mainz erworben und zur Untersuchung an das Großherzogliche Museum in Darmstadt weitergegeben worden. Dort hatte Freudenberg den Zahn zu sehen bekommen und genau begutachtet Er gab ihm später den Gattungsnamen Gigantanthropus - zu deutsch "Riesenmensch".

Quelle: Allgemeine Zeitung, Dienstag, 3. November 1987

1987 Katholische Gemeindezentrum wird erbaut

Die katholische Gemeinde hat ein 1987 erbautes modernes Pfarrhaus mit Gemeindezentrum. Ihr gegenwärtiger Seelsorger ist Hubert Schäfer. Evangelischer Seelsorger ist Ulrich Weisgerber, Wallertheim.

1988 9.Weinfest der Verbandsgemeinde Wörrstadt in Gau-Weinheim

1989 Auftragsvergabe der Straßenbauarbeiten "Im Wallertheimer Weg"

Die Firma Wöbau, Wörrstadt erhält der Auftrag der Straßenbauarbeiten im Neubaugebiet "Im Wallertheimer Weg".

1991 Glockenturm wird renoviert

Der Gemeindeturm wird saniert. Die Maurer-, Beton- und Sicherungsarbeiten kosten 96.278 DM. Das "Bürgerliche Läuten" wird wieder eingeführt. Ab 1.8.1991 läuten die Glocken des Gemeindeturms außer an Sonn- und Feiertagen um 11 Uhr, 13, Uhr und 18 Uhr.

Der Turm

Würdig wie ein alter Herr, leicht nach vorne geneigt - so steht er da, unser alter Gemeindeturm, einst Eckpfeiler der befestigten Kirche. Von hieraus führte ein unterirdischer Gang unter den Gehöften hindurch nach Süden ins Dorf. In Zeiten der Bedrohung diente dieser Gang den Einwohnern als Unterschlupf und Hort ihrer wichtigsten Habe. Unmittelbar ostwärts von Mauer und Turm als größtes und stattlichstes Gehöft der Zehnthof (vollständig erhalten, vom heutigen Besitzer beispielhaft teilrenoviert).

Auf der anderen Seite des Turmes der schöne Treppenaufgang zu Kirche und Friedhof (Kirchhof), dem höchstgelegenen Platz des Dorfes. So prägt der Turm noch immer zusammen mit der 1929 umgebauten und vergrößerten katholischen Kirche und der etwas tiefer gelegenen kleineren evangelischen Kirche das Dorfbild von Gau-Weinheim.

In früheren Zeiten hielt er nicht nur Wache über das Dorf, der mit einer barocken Haube und einer Glocke versehene alte Turm, er diente noch bis vor wenigen Jahren den Einwohnern Gau-Weinheims in vielfältigerweise. Mit seiner Glocke war er - in Ermangelung einer Kirchturmuhr - Chronometer und ließ sie morgens, mittags und abends zu diesem Zweck ertönen. Ob an den Hängen des Wißbergs, den Fluren im Tal oder dem nahe gelegenen Kisselberg, überall wurde sein Läuten vernommen und von Herr und Knecht oft auch herbeigesehnt, um die schwere Arbeit in Weinberg und Acker zu beenden.

Auch machten beide Konfessionen im Dorf von ihrem Recht Gebrauch, zur Verstärkung oder Entlastung ihres eigenen Geläuts die Gemeindeturm-Glocke mitzubenutzen.

Bei Brand oder sonstigem drohenden Unheil hat sie oftmals "stürmend" die Bürger aufgeschreckt und zu schnellem Handeln ermahnt. Selbst der Feuerwehr mit ihrem nebenan stehenden Gerätehaus zu Diensten, wurden im Turm nach Brand oder Übung die durchnäßten Schläuche zum Trocknen gebracht. All diese Aufgaben braucht er jetzt nicht mehr zu erfüllen. Der Zahn derzeit hat an ihm seine Spuren hinterlassen. Er hat sich, wie sein berühmter "Bruder" in Pisa, etwas zur Seite geneigt. Doch die Gemeinde setzt alles daran - eine gründliche Restaurierung steht unmittelbar bevor -, um ihn auch künftigen Generationen zu erhalten damit er auch weiterhin über das Wohl der hiesigen Einwohner wachen kann - unser alter Gemeindeturm.

Quelle: Festschrift zum 9. Verbandsgemeindefest in Gau Weinheim 1988 - Beitrag Werner Maurer

1994 Kindergarten wird eingeweiht

Als zentrales Verbindungsglied zwischen altem Ortskern und Neubaugebiet hat die Gemeinde Gau-Weinheim einen neuen zweigruppigen Kindergarten erbaut, der am Freitag, dem 4. März 1994, um 10 Uhr mit einer Feierstunde offiziell seiner Bestimmung übergeben wird. In der farblichen Abstimmung ist das neue Gebäude als dezentes Umfeld für die Aktivitäten der Kinder zu betrachten. Bauherr ist, wie schon erwähnt, die Ortsgemeinde Gau-Weinheim. Die Planung und die Baubetreuung lagen in den Händen der Architektin Birgit Nauth.
In zehnmonatiger Bauzeit wurde das neue Gebäude von 436 Quadratmetern Grundfläche auf dem Kindergartenareal von 3219 Quadratmetern Gesamtgröße errichtet. Die Nutzfläche beträgt 357 Quadratmeter bei einem umbauten Raum von 2450 Kubikmetern. Die ungefähren Baukosten in Höhe von 1,3 Millionen Mark liegen nach ständiger Baukostenkontrolle unter den zunächst veranschlagten 1,5 Millionen Mark. Zuschüsse von Land und Landkreis senken den Kostenanteil der Gemeinde weiter. Das Gebäude selbst hat zwei Gruppenräume und einen Mehrzweckraum von je 55 Quadratmeter Größe. Die Räume sind sonnig und hell, nach Süden ausgerichtet. Integriert sind auch das Zimmer der Kindergartenleiterin, Personalraum. Küche für Kinder und Erwachsene sowie Stillbeschäftigungsräume. Bei der durchdachten Gebäudestruktur weist die Öffnung zum Freiraum nach Süden. Durch die Baukörperanordnung sind Möglichkeiten der Erweiterung nach Osten und Süden gegeben. Außerdem kann ein Teilbereich des Hauses sehr vielseitig genutzt werden. Im Dachgeschoß steht eine Reservefläche von 300 Quadratmetern zu eventuellem Ausbau und Nutzung durch die Gemeinde für die Zukunft bereit. Das Grundstück liegt sehr schön Im grünen Randbereich der Gemeinde, direkt am Sportplatz und öffentlichen Kinderspielplatz. Vorhandene Bäume und Sträucher umsäumen das Gebäude.

1997 Kinderspielplatz wird eingeweiht

Der neue öffentliche Kinderspielplatz hinter den Dorfgemeinschaftshaus ist fertiggestellt. Zur Einweihung am 28.06.1997 sind alle Gau-Weinheimer eingeladen. Für die Kinder gibt es einen Luftballonwettbewerb und kostenloses Eis.

2000 Auftragsvergabe der Straßenbauarbeiten im Neubaugebiet "Am Böllberg"

Die Firma Kuschmann, Nieder Hilbertsheim erhält der Auftrag der Straßenbauarbeiten im Neubaugebiet "Am Böllberg".